Neuer Markenpokal als Zeichen.




Mit dem ADAC Opel e-Rally Cup hat eine neue Ära des Rallyesports begonnen. Der erste elektrische Rallye-Markenpokal der Welt feiert im Rahmen der ADAC Rallye Stemweder Berg seine Premiere! Der allererste Sieg ging an Laurent Pellier/Thierry Salva vom Team Saintéloc Racing. Exklusiv nach dem Auftakt stand Jörg Schrott, Opel Motorsport Direktor, dem Team von „sportflash“ Rede und Antwort.

 

Herr Schrott, nach kleineren Verzögerungen, aufgrund der Pandemie, ist der ADAC Opel e-Rally Cup endlich gestartet. Hat die erste Veranstaltung rund um den Servicepark in Lübbecke die Erwartungen in Rüsselsheim erfüllt?

 

Jörg Schrott: Wir haben bewiesen, dass elektrischer Rallyesport funktioniert. Der Corsa-e Rally hat stark performt, das Teilnehmerfeld lag eng zusammen, unsere Ladeinfrastruktur hat perfekt funktioniert. Wir waren sehr zufrieden.

 

Wie war das Feedback der Teams und Piloten? Schließlich besteht dann doch ein Unterschied zwischen Testkilometern und Rennaction.

 

Jörg Schrott: Natürlich, deswegen waren auch alle froh, dass es endlich losging. Wie sie gesagt haben: Testen ist das eine, ein Rallyesportler lebt jedoch für den Wettbewerb. Das Feedback unserer Piloten war sehr positiv. Dies zeigt uns, dass elektrisches Rallye-Fahren Spaß macht, die Teams waren von der professionellen Umsetzung des ADAC Opel e-Rally Cup beeindruckt. Es war für uns alle ein gutes Wochenende.

 

Mit Timo Scheider, ein zweifacher DTM-Champion, war als Gastfahrer mit dabei. Wie war sein generelles Feedback zum Opel Corsa-e Rally im Einsatz?

 

Jörg Schrott: Timo ist in seiner langen Karriere praktisch schon alles gefahren, was vier Räder hat. Man könnte meinen, dass ihn ein Bolide mit 136 PS nicht mehr von den Socken haut. Das Gegenteil war der Fall: Er hatte die ganze Zeit ein Grinsen im Gesicht und hat permanent erzählt, wieviel Spaß er im Corsa-e Rally hat. Und mit Platz 5 hat er sich bei seiner ersten Rallye sehr eindrucksvoll geschlagen. Er bringt einfach ein unglaubliches Fahrtalent mit und hat sich voll auf das Thema Rallyesport eingelassen, sich akribisch vorbereitet und die Ratschläge seines Beifahrers Tobias Braun verinnerlicht. Ein echter Profi eben, bei allem, was er tut.

 

Was macht die Charakteristik des eingesetzten Fahrzeugs aus? Und auf was für Updates dürfen sich die Teams und Fans noch freuen?

 

Jörg Schrott: Der Corsa-e Rally wurde als ein Fahrzeug für einen Nachwuchscup designt. Das bedeutet, er soll gut performen, dabei aber auch einen unerfahrenen Piloten nicht überfordern. Das Auto ist schnell, aber jederzeit berechenbar … nicht „spitz“, wie der Motorsportler sagt. Updates sind für nicht geplant, Optimierungen im Detail aber schon. Das war beim ADAM Cup auch nicht anders.

 

Die nächste Rallye ist erst im August. Muss die Zeit für ein Feintuning am Opel Corsa-e Rally oder dem Format genutzt werden? Warum diese Pause? 

 

Jörg Schrott: Diese Pause ist der allgemeinen Kalendergestaltung im deutschen Rallyesport geschuldet. Dieser wurde durch die Pandemie arg gebeutelt, ein paar Veranstaltungen, wie etwa unser geplanter Saisonstart in Sulingen, fielen dann den Restriktionen zum Opfer oder mussten verschoben werden, wie die Sachsen-Rallye.

 

Ich ziehe meinen Hut vor den Verantwortlichen in Stemwede, dass sie trotz der noch immer strengen Bestimmungen diese Veranstaltung so reibungslos über die Bühne gebracht haben. Und wie gesagt: Feintuning und Optimierung findet immer statt.

 

Insgesamt stehen für 2021 sieben Veranstaltungen im Kalender. Will man den ADAC Opel e-Rallye Cup mit den Jahren noch erweitern?

 

Jörg Schrott: Immer eins nach dem anderen. Im Moment sind wir aus den eben genannten Gründen in Bezug auf die Veranstaltungen limitiert. Wenn sich die Lage hoffentlich bald wieder komplett normalisiert hat, spricht jedoch nichts dagegen, mehr Veranstaltungen zu fahren. Es gibt etliche Anfragen von Veranstaltern, auch aus dem grenznahen Ausland. Das werden wir mit unserem Partner, dem ADAC, zu gegebener Zeit besprechen, wobei man immer die Kosten im Auge behalten muss. Die Teams müssen das Programm in ihren Budgets unterbringen können.

 

Wie muss man sich ohnehin die Entstehung eines neuen Formats vorstellen? Gut, die Idee wurde bei Opel geboren … wie geht es von hier weiter?

 

Jörg Schrott: Der Idee folgten fast zwei Jahre sehr intensiver Entwicklungsarbeit. Wenn wir von einer Pionierleistung sprechen, dann meinen wir das tatsächlich auch so. Denn neben der Entwicklung des Corsa-e gab es noch jede Menge anderer Punkte, die es abzuarbeiten galt und für die so keinerlei Erfahrungswerte vorlagen. Beispielhaft möchte ich hier die ganze Ladeinfrastruktur und die Erarbeitung eines Sicherheitskonzepts gemeinsam mit den Sportbehörden nennen.

 

Für 2021 sind 13 Teams gemeldet. Gibt es Ihrer Meinung nach ein gesundes Limit für Teams und Piloten? Oder je mehr desto besser?

 

Jörg Schrott: Fürs erste Jahr ist unsere Ladeinfrastruktur auf maximal 18 Teams ausgelegt. In Zukunft könnten es sicherlich auch mehr sein. Aber wie gesagt: Eins nach dem anderen.

 

Neben dem Kampf um Punkte und Preisgeld geht es für die jungen Piloten um die große Chance, am Ende den Sprung ins ADAC Opel Rally Junior Team zu schaffen. Was verbirgt sich hinter diesem großen Ziel ganz genau? 

 

Jörg Schrott: Die Wiederbelebung dessen, was wir zwischen 2013 und 2018 mit dem ADAC Opel Rallye Cup mit Erfolg praktiziert haben … nämlich die allerbesten Talente aus dem Cup ins ADAC Opel Rallye Junior Team mitzunehmen und mit ihnen die nächsten Schritte in ihrer fahrerischen Entwicklung zu gehen. Vier Junior-Europameistertitel in Folge zwischen 2015 und 2018 beweisen auch, dass unser Förderkonzept aufgegangen ist. Für die kommenden Jahre stellen wir uns durchaus etwas Ähnliches vor … dann eben nicht mehr mit dem ADAM R2, sondern mit dem neuen Corsa Rally4.

 

Opel betreibt den ersten elektrischen Rallye-Markenpokal nicht allein nur für den Motorsport, sondern auch für den Transfer vom Schotter auf den Asphalt. Was für Erkenntnisse erhofft man sich für die Serie?

 

Jörg Schrott: Es findet tatsächlich ein reger Austausch zwischen Motorsport- und Serienentwicklung statt. Wir gewinnen bei der Entwicklung des Corsa-e Rally Daten, die für die Kollegen in der Serienentwicklung von größter Relevanz sind, die sie aber kaum selber erarbeiten können, weil sie eben nicht in diesen Performance- sowie Belastungsbereichen unterwegs sind wie wir Motorsportler. Im Gegenzug profitieren wir enorm von den hohen Standards und den unzähligen validierten Informationen aus der Serienentwicklung. Denn der Corsa-e Rally basiert ja sehr stark auf seinem zivilen Bruder, der beim Opel-Händler steht.

 

In Rüsselsheim plant man ohnehin die Elektrifizierung der Modellpalette. Was darf der Kunden in den kommenden Jahren denn alles so erwarten?

 

Jörg Schrott: Einen Wandel in der Automobilität, den Opel maßgeblich und aktiv mitgestaltet. Wie sie sagten, wird die komplette Opel-Modellpalette bis Ende 2022 voll oder teilweise elektrifiziert sein. Dieser Wandel wird auch Auswirkungen auf den Motorsport haben. Und das ist genau der Grund, warum wir den ADAC Opel e-Rally Cup als ersten elektrischen Rallye-Markenpokal weltweit ins Leben gerufen haben. Weil wir nicht nur etwas kopieren, sondern selber Weichen stellen möchten. Den Kunden erwartet eine ähnliche Entwicklung wie beim Verbrennungsmotor … eine Technologie, die im Laufe der Zeit immer leistungsfähiger, effizienter und letztlich auch kostengünstiger werden wird. (SW)