Patentmotorwagen „System Lutzmann“:


Opel gehört zu den traditionsreichsten Fahrzeugentwicklern. 2019 feierte die Marke 120 Jahre Automobilbau. 1899 begann Sophie Opel auf Rat ihrer Söhne Carl, Wilhelm und Friedrich die Produktion von Automobilen. Was in Rüsselsheim am Main mit 65 handgefertigten Patentmotorwagen „System Lutzmann“ begann, ist heute ein Automobil-Konzern.

Patentmotorwagen „System Lutzmann“

Opel


Die Marke Opel stieß mit dem Kauf der Anhaltischen Motorwagenfabrik von Friedrich Lutzmann zu den Automobilpionieren des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Im Frühjahr 1899 wurde der erste „System Lutzmann“ in Rüsselsheim hergestellt. Im Jahr 1901 holte sich ein zum Rennwagen umgebauter „Lutzmann“ den ersten Platz beim Bergrennen Heidelberg-Königstuhl. 1909 zeigten die Hessen einen hochmodernen Kleinwagen zum Kampfpreis. Der 4/8 PS Doktorwagen verfügt über einen von Opel konstruierten und gebauten Vierzylinder-Reihenmotor. Das Auto sei das ideale Gefährt für „Ärzte, Tierärzte und Rechtsanwälte“, verspricht Opel in der Werbung in Bezug auf die Modellbezeichnung. Der Doktorwagen war zu Preisen von 4.000 bis 5.000 Mark erhältlich. So erschlossen sich die Rüsselsheimer einen großen Kundenkreis.

 

Friedrich Opel, zum Chefkonstrukteur aufgestiegen, und Bruder Wilhelm führten 1924 die Fließbandproduktion bei Opel ein, mit welcher die Ford-Werke 1913 als erste in den USA im industriellen Fahrzeugbau gestartet waren. Die Rüsselsheimer stellten den 4/12 PS Laubfrosch so auf die Räder. Dank der Fließbandfertigung war der 60 km/h schnelle Zweisitzer ab 3.900 Goldmark bereits zu haben. Etwas später gab es den „Wagen für Jedermann“ sogar schon für 1.930 Reichsmark. In den Folgejahren entstand auf der „Laubfrosch“-Technik eine ganze Fahrzeugfamilie. Bis 1931 wurden insgesamt 119.484 der 4 PS-Modelle gefertigt.

 

So wichtig der Opel Laubrosch für die 1920iger war, war es der Kadett in den 1930igern. Das Modell folgte dem erfolgreichen Opel P4, debütierte 1936 mit selbsttragender Stahlkarosserie, Einzelradaufhängung vorn, Vierzylinder-Viertaktmotor sowie hydraulischen Trommelbremsen. Die Preise lagen wieder unter denen der direkten Mitbewerber. 1938 kostete die Normal-Limousine gerade mal 1.795 Mark.

 

Der erste komplett neu konstruierte Opel nach dem Krieg hieß Olympia Rekord. Mit Pontonkarosserie und verchromtem Haifischmaul läutete der Wagen 1953 eine neue Zeit ein. Das ausgewählte Design zitierte in der Wirtschaftswunderzeit den Stil der großen, bekannten US-Limousinen. Mit dem Olympia Rekord Caravan tauchte noch dazu eine ganz neue Fahrzeuggattung auf, der Lifestyle-Kombi für die ganze Familie.

 

Ein neuer Opel Kapitän startete 1954, der Rekord P2 erschien 1960, der Nachfolger Rekord A folgte bereits 3 Jahre später, mit Scheibenbremsen und kurz darauf sogar als Sechszylinder. Ob als Coupé, Kombi oder Limousine, dieses Mittelklasse-Modell wurde zu dem Inbegriff der neuen Mittelschicht in der noch jungen Bundesrepublik. Bis 1965 wurden gar 882.433 Rekord A produziert. Mit diesem Erfolg stand die Tür weit offen für die „Großen Drei“: 1964 trat das berühmte Dreiergespann Kapitän, Admiral und Diplomat in der Oberklasse an. Bei der B-Generation dieser so genannten KAD-Modelle sorgte die legendäre De-Dion-Hinterachse für besonders hohen Fahrkomfort. 1968 führte Opel außerdem bei allen Pkw-Modellen die Sicherheitslenksäule ein, mit der dem immer dichter werdenden Verkehr Rechnung getragen wurde.

 

Im Jahr 1962 wurde dann der Name Kadett wiederbelebt. Während viele Konkurrenzmodelle zu jener Zeit noch mit Zweitaktern oder luftgekühlten Heckmotoren unterwegs waren, bot der Opel schon den Komfort eines wassergekühlten Vierzylinders, eine geräuschärmere 4-Gang-Schaltung und ein großes Karosserieangebot vom Coupé bis Caravan...

 

Im Juni 1964 eröffnete Opel bereits als erster europäischer Hersteller ein modernes Designstudio in Rüsselsheim. Bereits auf der IAA 1965 feierte mit dem Experimental GT das erste Konzeptfahrzeug eines Autobauers aus Europa seine Weltpremiere. Nur 3 Jahre später stand der serienreife Opel GT beim Händler, die Geburt einer wahren Sportwagenlegende. Dank Großserientechnik für viele erschwinglich, wurde der GT ein Hit. Diesem Muster folgten die Rüsselsheimer weiter. Der Manta startete 1970 und teilte sich die Technik mit dem Ascona, genau wie der Calibra ab 1989 mit dem Vectra. Als Topmodell Calibra Turbo 4x4 verfügte der Aerodynamikweltmeister (cw-Wert: 0,26) über satte 204 PS und bot die Fahrleistung fast doppelt so teurer Sportwagen. (ampnet/SW)