Porsche in Le Mans...




Traditionell hätte eigentlich am kommenden Wochenende wieder einmal in Le Mans gefahren werden sollen, also 24 Stunden lang. Allerdings hat das Corona-Virus die Veranstaltung ausgebremst. Anlass für einen Blick zurück: Vor 50 Jahren holte sich Porsche seinen ersten Gesamtsieg, und brauchte dafür einen langen Anlauf.

 

1951 beteiligte sich Porsche erstmals am Langstreckenklassiker in Le Mans, und holte sich auf Anhieb mit dem 356 SL einen Klassensieg. Bis zum großen Triumph, dem Gesamtsieg, dauerte es dann noch 19 Jahre. Am 14. Juni 1970 beendete ein 580 PS starker Porsche 917 KH die 24 Stunden auf Platz 1. Bis in die späten 60iger Jahre spielte Porsche die Rolle des Underdogs und konzentrierte sich mit Erfolg auf die kleineren Hubraumklassen. Dann leitete das Unternehmen einen Strategiewechsel ein. 1969 fehlten Porsche im engsten Finish der Geschichte dann nur 75 m oder gut 1 Sekunde zum Sieg. Aber bereits in die Vorbereitungsphase zum Rennen im darauf folgenden Jahr floss viel von dem ein, was man zuvor gelernt hatte.

 
Nach exakt 4607,811 km bzw. 343 Runden überquerten Hans Herrmann und Richard Attwood 1970 im Porsche 917 KH unter der Nennung von Porsche Salzburg mit der Startnummer 23 auf Platz 1 die Linie. „Es war ein ausgesprochenes Regenrennen, daher mussten wir gefühlt dauernd die Reifen wechseln und an die jeweilige Situation anpassen. Nicht der Verschleiß hat uns zum Reifenwechsel gezwungen, sondern die ständig wechselnde Witterung. Dass wir dabei als Fahrerteam so gut harmoniert haben, hat uns schließlich zu dem Sieg geführt. Denn ein Rennen über 24 Stunden mit nur zwei Fahrern zu bestreiten, ist wirklich harte Arbeit“, blickt Hans Herrmann heute zurück.

 
Viele Wettbewerber fielen im Rennen nach und nach aus. „Le Mans ist ein Rennen, das klappt oder klappt nicht. Damals waren die 24 Stunden eher eine Ausdauerfahrt als ein Rennen“, erinnert sich Richard Attwood. „Le Mans mit Porsche und Hans zu gewinnen, kam völlig unerwartet, denn unser Auto hatte nicht die passende Abstimmung für das Tempo. Hans und ich waren einfach nur ein Dreamteam“. Gérard Larrousse und Willy Kauhsen im Martini Porsche 917 LH noch vor Rudi Lins und Helmut Marko im Porsche 908/02 mit den Plätzen 2 und 3 machten den Triumph für Porsche perfekt.

 

Eine Signalwirkung: 33 der 49 Starter vertrauten bereits 1971 auf Sport- und Rennwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen. Ein ewiger Rekord. Auch 1971 gewann ein Porsche 917 KH. 1974 läutete Porsche mit dem Start des 911 Carrera RSR Turbo 2.1 das Turbo-Zeitalter in Le Mans ein. Und 1976 gelang Porsche der erste Turbo-Sieg in der langen Geschichte von Le Mans mit dem 936 Spyder. Im darauffolgenden Jahr gewann das Werksteam mit dem 936 Spyder erneut. 1979 trug sich erstmals ein Kundenteam in die Siegerliste ein. Der Erfolg mit einem Porsche 935 K3 markiert den ersten Sieg eines Heckmotors, und Produktionswagens auf der Plattform eines Porsche 911.

 

Von 1981 bis 1987 blieb Porsche in Le Mans ungeschlagen. Die längste Siegesserie in der Geschichte der 24 Stunden begann mit dem letzten Erfolg des Porsche 936 Spyder. 1982 brachte das Werk den neuen Porsche 956 beim Debüt auf das komplette Podest. Dieser 956 verfügte über das allererste Alu-Monocoque von Porsche und eine wegweisende Aerodynamik, die starken Abtrieb ohne die nennenswerte Erhöhung des Luftwiderstands ermöglichte. Mit dem 956 und dem Nachfolger 962 C trieb die schwäbische Marke die Entwicklungen elektronischer Einspritz- und Zündsysteme sowie des Doppelkupplungsgetriebes voran. Im Jahr 1983 fuhren insgesamt 9 Porsche (956) in die Top10, 1984 sowie 1985 waren es je 8.

 

4 Gesamtsiege gelangen dann in den 90igern. Den Anfang machte 1994 der auf Basis des 962 C in Weissach entwickelten Porsche 962 Dauer Le Mans GT, gefolgt vom TWR-Porsche WSC Spyder (1996 und 1997) und 1998 der Porsche 911 GT1 '98.

 

Nach diesem Erfolg widmete sich Porsche allein der Entwicklung von seriennahen Rennversionen des Porsche 911 und der Unterstützung von Privatteams. In Le Mans wurde dieses Engagement u.a. durch satte 11 Klassensiege zwischen 1999 und 2018 belohnt. Ab 2014 trat auch das Werk wieder um den Gesamtsieg an. Der „vom weißen Blatt“ entwickelte Porsche 919 Hybrid zeichnete sich durch einzigartige technische Ideen aus. Nur der Porsche erzeugte Strom für einen Hochleistungsakku durch die Umwandlung von kinetischer Energie beim Bremsen und zusätzlich durch eine Turbinen-Generatoreinheit im Abgasstrom eines V4-Turbos. Rund 900 PS lieferte das System von E-Maschine und Verbrenner. Die Lösung erwies sich als erfolgreich: Von 2015 bis 2017 gelang Porsche gar der Hattrick.

 

Mit 108 Klassen- und 19 Gesamtsiegen ist Porsche der erfolgreichste Hersteller in der fast 100-jährigen Geschichte von Le Mans. In diesem Jahr findet der Klassiker im eSports statt. (ampnet/TX)