Premium-SUV ohne Premiumanspruch.




Die vierte Generation des südkoreanischen SUV-Flaggschiffs für Europa wirkt außen wie innen deutlich stattlicher als zuvor und zeigt mit seinen vergleichsweise üppigen Ausstattungen den bekannten Premium-SUV die lange Nase. Allein die Motorenauswahl ist beim neuen Kia Sorento (noch) etwas dürftig ausgefallen.

 

Neben der heute üblichen Armada an Assistenzsystemen im gehobenen SUV-Segment wie z.B. Abstandstempomat und Stauassistent, Head-up-Display, elektrische Heckklappe, Nappaleder und Bose Surround-Sound-System überrascht die vierte Generation mit cleveren Ideen wie aktivem Totwinkelassistenten mit Monitoranzeige, der direkt beim Blinkersetzen ein Kamerabild des rückwärtigen Verkehrs im Instrumentendisplay zeigt, oder dem navigationsgestützten Abstandstempomat, der bei erkannten Tempolimits ebenso automatisch runterbremst wie vor kniffligen Kurven. Selbst ein autonomer Parkassistent, der den Wagen via Funkschlüssel in die Garage bugsiert, ist in der Topausstattung Platinum ab Werk dabei. Die kostet dann zwar auch schon 54.384 Euro, doch gibt es dafür bei den einschlägigen Premium-Autobauern gerade mal die Basis.

 

Selbst die kann im neuen Sorento mit netten Goodies aufwarten. So gibt es in der Grundausstattung „Edition 7“ (ab 41.419 Euro) u.a. schon LED-Licht vorne wie hinten, ein digitales Cockpit mit einem 12,3-Zoll-Display, das sich einfach über die Lenkradtasten anpassen lässt, ein beheizbares Lederlenkrad, Sitzheizung und viele elektronische Helfer, vom Abstands-Tempomat bis zum Stau-Assistent.

 

Allerdings wirkt das Interieur auf den ersten Blick mit den vielen Tasten, Knöpfen sowie Reglern etwas überladen und unruhig. Auf den zweiten Blick sortiert sich alles intuitiv. Vor allem der große flache Drehregler für die Fahrstufenwahl wächst schnell an die Hand. Gleich darunter findet sich ein zweiter mit der Auswahl der Offroad-Programme für Schnee, Matsch oder Sand. Nicht ganz wertig wirkt an einigen Stellen der wilde Materialmix aus unterschäumten Oberflächen und in Hartplastik.

 

Ein Plus, die flexible Geräumigkeit. Schon ab Basis ist die zweite Reihe asymmetrisch verschieb- und zudem umklappbar. Was schon den in der fünfsitzigen Konfiguration riesigen Gepäckraum von mind. 695 Liter auf max. 2.100 Liter erweitert. Für nur 965 Euro Aufpreis gibt es zudem eine dritte Sitzreihe mit zwei Einzelsitze.

 

Allein bei der Motorenauswahl fährt der Sorento mit einem Vierzylinder-Diesel und Benziner mit Hybridantrieb dem Premium-Anspruch hinterher. Was nicht heißen soll, dass die Motoren schlecht wären. Im Gegenteil, der 2,2-Liter Diesel armoniert bestens mit dem serienmäßigen 8-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe, das sowohl die 202 PS als auch die 440 Nm Drehmoment quasi aus dem Stand schnell und kraftvoll verteilt.

 

Ist der Allradantrieb (knapp 2.000 Euro Aufpreis) verbaut, geht das auf rutschigem Untergrund noch einmal besser. Und auch die Laufruhe ist bemerkenswert. Bis auf ein leichtes Schnarren beim Anfahren ist vom Selbstzünder-Nageln nichts zu hören. In 9,0 Sekunden beschleunigt das frontgetriebene SUV auf Tempo 100, der Allradler braucht nochmal 0,2 Sekunden länger. Keine sonderlich sportlichen Werte, aber für gut 2 t Lebendgewicht trotzdem überzeugend.

 

Zumal man dem Wagen seine Masse beim Fahren kaum anmerkt. Das straff ausgelegte Fahrwerk, der spürbare Federungskomfort sowie die direkte Lenkung mit präziser Rückmeldung geben auch in schnelleren Kurvenpassagen ein gutes Gefühl. Auch wenn der Sorento am Ende für das komfortable Gleiten auf der Langstrecke gedacht und gemacht ist. Und als Zugfahrfahrzeug: Bis 2,5 t kann das Diesel-SUV ziehen.

 

Das schafft der Hybridantrieb, den Kia erstmals für den Sorento anbietet, nicht. Der Zwitter entwickelt zwar 230 PS Systemleistung, darf allerdings nur max. 1.650 kg ziehen. Der wahlweise mit Front- oder Allradantrieb erhältliche 1,6-Liter Turbovierzylinder mit Hybridmodul spielt für Kia, also für die Strategie, keine große Rolle. Gut 90 Prozent der Kunden werden sich nach dieser Planung für den Diesel entscheiden. Das soll sich erst ändern, wenn Anfang 2021 ein neuer Plug-in-Hybridantrieb mit 265 PS Systemleistung dazu stoßen wird, von dem sich Kia dann fast die Hälfte der neuen Sorento-Verkäufe verspricht. (ampnet/TX)