Range Rover Evoque: Entwicklung reicht schon!


Ein „Wow“-Erlebnis wie 2008 in Detroit war es nicht, als in London das Geheimnis um die zweite Evoque-Generation gelüftet wurde. Hatte die Studie „Land Rover LRX“ seinerzeit noch Begeisterung und Beifall für das gewagte Design bekommen, steht der Nachfolger eher für Evolution statt für Revolution. Im Frühjahr sollen die Auslieferungen beginnen.

Range Rover Evoque

Land Rover


Chefdesigner Gerry McGovern sagt: „Der Evoque erzeugt besondere emotionale Reaktionen. Er ist ein Blickfang und bringt die Menschen zum Lächeln“. Die extravagante Coupé-Linie und die charakteristischen Proportionen sowie die steil ansteigende Gürtellinie wurden daher nicht angetastet. Sie waren und sie sind die absolut prägenden Merkmale, der Wiedererkennungswert ist abgesichert. „Aus praktischen Erwägungen haben wir jedoch den Radstand verlängert, so dass wir die Proportionen optimieren und zugleich den einzigartigen Charakter des Evoque in eine neue Dimension bringen konnten“, so der Chefdesigner.

 

Andere „praktische Erwägungen“ führten zum Verlust eines Exoten: Das Evoque Cabrio, ebenso mutiges wie hinreißendes Derivat eines Allrad-Dreitürers, wird es nicht mehr geben. Diese Karosserie erreichte weltweit ohnehin nur einen Anteil von rund 3 Prozent der gesamten Verkäufe.

 

Bis zu 21 Zoll große Räder untermauern eine starke optische Präsenz, die versenkbaren Türgriffe nach dem Vorbild des Modells Velar glätten die seitlichen Flächen und nutzen dem Luftwiderstandsbeiwert. Erfunden hat man diese Art der Griffe bei Range Rover ebenso wenig wie den „magischen“ Innenspiegel, der jetzt als Innovation präsentiert wird. Doch gute Ideen zu adaptieren, hat noch keinem neuen Auto geschadet und so bringt die Kombination aus herkömmlicher Reflektionsfläche sowie hochauflösendem Monitor einen Zuwachs an Sicherheit und Überblick. Eine Weitwinkel-Kamera in der Antennen-Finne ermöglicht ein um 50 Prozent vergrößertes Sichtfeld und kann von den Kopfstützen usw. nicht eingeschränkt werden. Ein um 21 mm verlängerter Radstand kommt fast vollständig der Beinfreiheit der Fondpassagiere zugute.

 

Zu den Eigenheiten der Evoque-Kundschaft gehört, dass sie zu rund ¾ im städtischen Umfeld zuhause sind. Die Marke, die ihren legendären Ruf u.a. durch die Bezwingung des Urwalds erworben hat, hat nun den Großstadt-Dschungel erobert, wo man die Offroad-Fähigkeiten des SUV gar nicht braucht. Aber die Möglichkeit, die Straße verlassen zu können, wenn man es denn nur wollte, scheint von größter Faszination zu sein.

 

So wird das auch bei der Version sein, die für nächsten Herbst avisiert ist, nur mit dem Unterschied, dass ein E-Motor dann die hinteren Räder antreibt. Als erstes Fahrzeug der Marke wird der Evoque dann als Plug-in-Hybrid angeboten. So viel ist schon bekannt vom Teilzeit-Stromer: Ein 1,5 Liter großer Verbrennungs- und ein 109 PS starker E-Motor wirken zusammen und sollen gut 200 PS auf die Straße bringen. Eine Batterie von 11,3 kWh dürfte 50 km an E-Reichweite bedeuten.

 

Schon vorher ist der Mild-Hybrid verfügbar, wo ein 11 kW starker Starter-Generator dafür sorgt, dass die beim Bremsen oder im Schiebebetrieb zurück gewonnene Energie zum Beschleunigen verwendet werden kann. Gut 6 Prozent Spriteinsparung verspricht Range Rover. Die Steuergeräte regeln den Einsatz der Elektrik so, dass unterhalb einer Geschwindigkeit von 17 km/h der Verbrennungsmotor abgeschaltet wird und die fahr- und sicherheitsrelevanten Systeme vom 48 Volt Bordnetz am Leben erhalten werden. In London, Schauplatz der ersten Testfahrten, dürfte die Elektrik stark gefordert sein. Das Verkehrsaufkommen der britischen Hauptstadt ist zuletzt dermaßen gewachsen, das Kraftfahrzeuge nur noch mit einer statistischen Geschwindigkeit von 11 km/h im Mittel unterwegs sind.

 

Die konventionellen Antriebe basieren auf Vierzylinder-Aggregaten und reichen von 150 PS (Diesel) bis 300 PS bei den Benzinern. Der 240 PS starke Top-Diesel wird ein Drehmoment-Riese mit 500 Nm sein. Aber auch ein Schwergewicht: In gehobener Ausstattung dürfte er auf 2,0 t kommen, so dass es nicht verwundert, dass bei der Präsentation die Vokabel „Leichtbau“ gar nicht fiel. In Deutschland haben sich in der Vergangenheit mehr als 3/4 für einen Selbstzünder entschieden, aber bei Land Rover Deutschland geht man davon aus, dass sich dieses Verhältnis verändern wird. Etwa 1/3 der neuen Evoque, so die Prognose, werde am Ende mit einem Benziner unterwegs sein.

 

In Deutschland wird der neue Range Rover Evoque ab 37.350 Euro angeboten. Nur die wenigsten Exemplare werden für diesen Betrag zu den Kunden kommen, denn die sind erfahrungsgemäß sehr großzügig, wenn es um die Sonderausstattungen geht. Die bietet Range Rover in wirklich reicher Zahl, so dass nicht wenige Varianten gar das Doppelte dieses Preises kosten werden. Viele schreckt das nicht, denn auch das hat die Marktforschung des Konzerns ermittelt, die Kunden sparen an einer ganz anderen Stelle: Mehr als 2/3 haben keine Kinder. (ampnet/SW)