Renault will und Nissan ziert sich.




In der vor rund 20 Jahren geschmiedeten Allianz zwischen Renault und Nissan herrscht wieder einmal schlechte Stimmung. Damals retteten die Franzosen die Japaner aus einer existenzbedrohenden Krise. Nach „Le Figaro“ wehrt sich der japanische Partner nun gegen die Vorschläge der Franzosen, die beiden Unternehmen unter einem Dach zu vereinen.

 

Danach, schreibt hier das Blatt, hat Renault die japanische Bank SMBC Nikko beauftragt, „neue Vorschläge“ vorzulegen. Diese Initiative stößt in Japan auf wenig Gegenliebe. „Obwohl der Nissan-Generaldirektor Hiroto Saikawa Mitte April kategorisch erklärt hat, dass es keinen Sinn macht, über eine Fusion zu reden, hat Renault das Thema wieder auf den Tisch gelegt“, zitiert „Le Figaro“ eine nicht genannte Quelle in Japan. Renault hat den Vorgang bisher nicht kommentiert. In Paris erklärte jedoch die Finanzdirektorin von Renault, Clotilde Delbos, dass „man Gerüchte nicht kommentieren werde. Wir haben immer gesagt, dass wir die Allianz als unumkehrbar betrachten wollen“. Allerdings geht es auch darum, „die Allianz im direkten Tagesgeschäft und bei der Entscheidungsfindung noch wirkungsvoller zu gestalten“.

 

In der japanischen Presse erinnern die Gerüchte an die Pläne, die der inzwischen inhaftierte ehemalige Allianz-Chef Carlos Ghosn vor seiner Verhaftung am 19. November des vergangenen Jahres vorgelegt hatte. Danach sollten die beiden Unternehmen unter einer Holding mit Sitzen in Paris und Tokyo vereint werden. An dieser Gesellschaft wären beide Konzerne mit jeweils 50 Prozent beteiligt. Der Hauptsitz wiederum sollte an einem neutralen Ort angesiedelt werden, in den Niederlanden oder in der Schweiz. Um Nissan zu beruhigen, ist der von der Agentur „Nikkei“ zitierte aktuelle Planpunkt einen Hauptsitz in Asien, möglicherweise in Singapur, vor. Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass die französische Regierung als Renault-Aktionär eine solche Lösung billigen würde.

 

Die erneuten Fusionsgerüchte kommen überraschend, nachdem sich die beiden Partner am 12. März auf einen gemeinsamen „Allianz-Rat“ unter dem Vorsitz des neuen Renault-Chef Jean-Dominique Senard geeinigt hatten. Beobachter in Japan und Frankreich fragen sich nun, welchen Sinn diese Vereinbarung noch hat. (ampnet/TX)