Rüsselsheimer Asphaltwiese...




Die Opel-Rennbahn in Rüsselsheim feiert ihren 100. Geburtstag. Auch wenn sie nur noch in Fragmenten erhalten ist, gab sie lange vor Avus, Nürburg- oder Hockenheim-Ring den Boliden des Motorsports eine echte Wettkampf-Arena, die unzählige Zuschauer sowie hochkarätige Rivalen der Rennbahn anzog.

 

Motor City, so nennen die Petrolheads am Main gerne ihr Rüsselsheim. Wohl in Anlehnung an die früheren Besitzverhältnisse, als GM noch Herr im Haus war und seine Konzernzentrale in Detroit stationiert hatte. Damit ist es vorbei, auch das Altwerk im maroden Herzen der Stadt ist heute Geschichte und hat trotz des denkmalgeschützten Haupteingangstors mit Opel nunmehr recht wenig zu tun. Dennoch zeugen Baudenkmäler von den einstigen Erfolgen und Höhepunkten des wirtschaftlichen und sportlichen Treibens in der Vergangenheit. Einen kurzen Spaziergang von der Stadtgrenze entfernt schlummert im Waldstück südlich der A60 verfallen und vergessen eine Arena, die gerade ihren 100. Geburtstag feiert. Im Oktober 1920 weihte Opel nach einer knapp 2-jährigen Bauzeit die werkseigene „Einfahr- und Testbahn“ ein.

 

Der Bau der ovalen Strecke war eine Sensation. Das etwa 1,5 km lange Rund suchte weltweit seinesgleichen. Mit ihren stark überhöhten Kurven erlaubte es hohe Geschwindigkeiten. Die um 32 Grad geneigten Kehren machten Tempo 140 möglich. Damit erinnerte die Strecke am ehesten an die Motorsport-Arena in Indianapolis. Für Deutschland stellte sie ein Wunder der automobilen Welt dar. Die Avus in Berlin sollte erst 1921 in Betrieb gehen, der Nürburgring in der Eifel folgte sogar erst 1927 und auf dem Hockenheimring drehten erst Anfang der 1930iger Jahre die ersten Boliden ihre Runden.

 

Ursprünglich wollte Opel hier die eigenen Produkte ausprobieren. Die Marke hatte sich dem Motorsport verschrieben. Gerne wurde die Strecke auch zu Repräsentationszwecken genutzt. Vom Volksmobil 4/12 etwa, das wegen seiner ausschließlich grasgrünen Lackierung als „Laubfrosch“ in die Geschichte eingegangen ist, stellten die Rüsselsheimer nur eine ganze Tagesproduktion zu Werbezwecken auf das ausgedehnte Rund. Große Tribünen verschafften den Besuchern einen besseren Überblick, 50.000 Fans fanden sich auf den Rängen ein.

 

Zur Renaturierung wurde der Beton gebrochen, nur diese überhöhten Kurven sind erkennbar. (ampnet/TX)