Säbelzahn-Löwe mit guten Manieren.




Viel Präsenz und Eleganz strahlt die coupéhafte Limousine aus, obwohl sie mit einer Länge von 4,75 m noch nicht zu den stattlichen Vertretern im Segment zählt. Die Karosserie wirkt deshalb so gestreckt, weil sie nur 1,40 m hoch ist. Peugeot sieht in der globalen Perspektive weiterhin eine Berechtigung für klassische Limousinen. Helfen könnte der Hybrid...

 

Die Proportionen stimmen, die robust ausgestellten Kotflügel sorgen für sportliches Flair. Das Markenlogo, der aufrechte Löwe, ist an der Front durch die oberhalb angebrachte Ziffer „508“ ergänzt, was Reminiszenz an das legendäre Modell 504 ist, der vor über 50 Jahren gefertigt wurde.

 

Doch der Löwe scheint unversehens zum Säbelzahntiger mutiert zu sein, das prägnante Tagfahrlicht ist eine vertikal angebrachte Leuchteinheit, die spitz nach innen geneigt bis tief in die Bugschürze ragt. Das Heck wird von einem dunkeln LED-Band bestimmt, in dem Lichter in 3D-Optik ihren Dienst verrichten. Die sportliche Attitüde wird von den rahmenlosen Seitenscheiben gefördert. Um die Gläser der hinteren Türen versenkbar zu halten, waren die Karosserieschneider jedoch zu einem Kompromiss gezwungen. Der hintere Teil der Verglasung, also das Dreieck unter der C-Säule, ist fest montiert und steht in den äußerst seltenen Fällen, da die Hauptscheibe herunter gefahren und die Tür geöffnet ist, geradezu wie ein Fremdkörper steil im Wind. Die Platzverhältnisse für die vorderen Passagiere sind gut, die Kabinenbreite zwischen den Türverkleidungen beträgt 1,43 m. Hinten fordert das flach abfallende Dach aber Tribut bei der Kopffreiheit, doch die Breite beträgt immerhin noch fast 1,40 m.

 

In den höherwertigen Ausstattungslinien wie dem gefahrenen 508 GT ist die Absicht unübersehbar, ein Premium-Ambiente zu schaffen. Der Mix der Materialien wirkt edel und die Verarbeitung ist untadelig. Großzügige Möblierung mit Klavierlackflächen wie beim Testwagen können sich aber schnell als zwiespältig erweisen. Die noble Ausstrahlung bleibt nur dann erhalten, wenn man oft, konsequent gegen Staub und Fingerabdrücke vorgeht, sonst hat das rassige Schwarze schnell seinen Reiz verloren. Die Polster des waren mit Nappa-Leder bezogen, das entsprechende Paket kostet als Sonderausstattung 1.350 Euro. Als originelle Ergänzung zum Klavierlack erscheinen dazu die unter dem Navi-Monitor stehenden Klaviertasten, mit denen verschiedene Bordfunktionen betätigt werden.

 

Umsteiger von anderen Marken dürfte im Innenraum das kleine Lenkrad irritieren, das zwar schon Vorbilder bei Peugeot hat, jedoch noch immer ungewöhnlich wirkt. Man blickt nicht durch den Kranz auf die großen Instrumente, sondern darüber hinweg. Zudem ist es eher oval als rund, es misst 36 cm in der Breite und 31 cm in der Höhe. Und das „i-Cockpit“ ist mit sechs Konfigurationsmöglichkeiten an die Wünsche des Fahrers oder auch der Fahrerin anzupassen und als Novum mit einer optionalen Nachtsichtfunktion erhältlich, die Fußgänger oder Tiere auf der Fahrbahn erfasst. Der USB-Anschluss liegt versteckt in einer Nische oberhalb des Startknopfes und ist nur von Kinderhänden wirklich gut zu erreichen.

 

Als Topversion der Modellriege bringt der GT eine Fülle von Merkmalen serienmäßig mit. Dazu gehören Alufelgen, aktive Dämpferregelung und elektrische Fensterheber hinten, Regensensor, Verkehrsschildkennung, 2-Zonen-Klimaautomatik, 3D-Navi, Toter-Winkel- und Fernlicht-Assistent, Müdigkeitswarner, Rückfahrkamera, Sitzheizungen, Focal-Soundsystem mit 515 Watt Verstärkerleistung und Full-LED-Paket. Da lohnt sich der Vergleich, denn die fast 8.000 Euro günstigere Allure-Version ist auch schon recht gut ausgestattet. Das schöne Panorama-Schiebedach trieb den Preis des Testwagens noch einmal um gut 1.250 Euro in die Höhe.

 

Unterwegs machte der Peugeot 508 einen ausgewogenen, komfortablen Eindruck. Positiv fielen die spontane Gasannahme und der unmittelbar einsetzende Vortrieb auf, wobei der Motor kultiviert zurückhaltend seine Arbeit verrichtete. Lediglich auf unebenem Geläuf ließ das Fahrwerk so etwas wie Missfallens-Kundgebungen erkennen, die bisweilen auch mit Rumpelgeräuschen verbunden waren. Nach einem Mix aus 40 Prozent Kurzstrecken- und 60 Prozent Überlandfahrt beendete der 508 GT den Testzyklus mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,9 Litern. Gemessen an 5,3 Litern pro 100 km von Peugeot, ein zu ordentlicher Zuschlag.

 

Fazit: Wenn es zutrifft, dass beim Autokauf 50 Prozent der Entscheidung vom Design abhängen, dann ist der Peugeot 508 gut aufgestellt. Mit der Extravaganz der Inneneinrichtung, insbesondere mit dem Lenkrad, muss man sich erstmal anfreunden, doch durch das gehobene Ambiente und die gute Serienausstattung sammelt die Limousine viele Pluspunkte. Ob es tatsächlich der starke Benziner sein muss, liegt nicht zuletzt am Profil des Besitzers. Deutsche Kunden sahen die Kompetenzen von Peugeot bisher eher beim Diesel und kauften zu fast 2/3 die Selbstzünder. (ampnet/TX)