Sanfte Gewalt.




McLaren, das steht eigentlich für Renntechnik und brutale Performance. Der kompromisslose Ansatz der Marke sorgt dafür, dass sich die Kunden nicht selten aus Aufsteigern von Porsche rekrutiert… Den McLaren GT, ein „Gentlemen Driver“, der, wie es Produktmanager Tom Taylor schön formuliert, soll für ein „breiteres Altersspektrum ausgelegt“ sein.

 

Dass hier trotzdem nicht gerade ein britisches S-Klasse Coupé auf die Räder gestellt wurde, ist schon auf den ersten Blick sichtbar. Die flache, 468 cm lange Karosserie duckt sich tief auf die Straße, ist aber weicher und weniger aggressiv gezeichnet als seine Schwestermodelle. Dazu passen die eleganten Vielspeichenräder und die dicke Chromleiste, die den Dachbogen bezeichnet. Von einer gewissen Coolness ist vor allem das Heck, während die Front sich kaum aus der Phalanx der bekannten McLaren-Sportwagen heraushebt.

 

Zu testen war der McLaren GT in seinem Revier: In den Seealpen an der Cote d'Azur, wo es schnelle Landstraßen und sehr griffigen Asphalt gibt. Und vor allem Menschen wohnen, die auch das nötige Kleingeld haben. Bei 198.000 Euro geht es erst los. Eben etwas mehr Kleingeld!

 

Zeit, den 620 PS starken 4,0-Liter V8 zu starten: Der Klang des M840T ist schön im Rücken zu hören, zu spüren. Das markante Geräusch des Doppelturbos ist so technisch... Apropos Turbo: Wird aus niedertouriger Fahrt heraus plötzlich Vollgas gegeben, dauert das Turboloch etwas zu lange. Erst ab 2.500 U/min entfaltet sich die Leistung, dann geradezu explosionsartig. Das Getriebe, eine 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, schaltet optimal durch. Die Fahrleistungen sind exorbitant: Der Spurt von 0 auf 100 km/h dauert 3,2 Sekunden, und erst bei 326 km/h gelangen die Fahrwiderstände zu Ausgleich. Das Auspuffgeräusch ist perfekt darauf abgestimmt. Zum ersten Mal setzt McLaren einen Klappenauspuff ein: So lässt sich der Wagen auch mit dezenter Geräuschkulisse fahren. Im Komfort-Modus lässt sich der Klang der Bowers & Wilkins-Musikanlage beinahe ungestört genießen. Bei starker Beschleunigung meldet sich der V8-Sound allerdings, ohne übertrieben zu wirken. Beim Runterschalten in den Schubbetrieb gestattet sich der McLaren GT je nach Situation ein authentisches Ploppen im Auspuff. (ampnet/TX)