Selbst gewollte Fehlinterpretation?


Die Katastrophe ist selbst eingebrockt und wurde von hoch bezahlten Managern angeordnet, durchgezogen und vor allem auch gedeckt. Kein Zweifel, der Beschiss in Sachen Stickoxidausstoß (NOX) beim Diesel ist gigantisch. Die Sprache verschlägt es einem auch deswegen, weil sich die Herrschaften getraut haben, Politik und Verbraucher gleichermaßen generalstabsmäßig hinters Licht zu führen.

Umweltplakette

Nun gibt es die Quittung dafür: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat den Kommunen das Recht zuerkannt, Straßen oder ganze Viertel für Diesel zu sperren, sofern die Abgaswerte der betreffenden Fahrzeuge schlechter als Euro6 (von Euro1 ab 1992 bis Euro5 ab 2011) sind. Auch der Markt schickte die Quittung: Nicht zuletzt wegen der seit Monaten anhaltenden Schlagzeilen zur Diesel-Affäre sinken die Verkäufe stark. Und schließlich hat Toyota auf dem Genfer Automobilsalon verkündet, die Entwicklungen der Dieseltechnik bald stoppen und in Europa sogar keine Diesel-Pkw mehr verkaufen zu wollen. Noch in 2018...

 

Eigentlich ist es kaum noch in Worte zu fassen, dass sich einige Figuren im VW-Konzern so idiotisch verhalten haben, dass gleich eine ganze Branche in Generalverdacht geraten ist. Dieses ganze Dilemma wurde selbst eingebrockt, die Politik hat die Brisanz entweder verdrängt, nicht erkannt oder, was am wahrscheinlichsten sein dürfte, es einfach auf die lange Bank geschoben. Wie so oft bei solchen Themen, bei denen die Emotionen hoch gehen, ist die Basis, anhand derer sich Hinz und Kunz eine Meinung bilden, eine gute Mischung aus Fakten, Weltanschauung, Halbwahrheiten, erhoffter öffentlicher Bedeutung sowie aus politischen und natürlich wirtschaftlichen Absichten.

 

Wer dies verdrängt, wird sich schnell sagen: Erstens werden die echten oder vermeintlichen Fakten zumeist so hingebogen, dass sie für die in der Regel ahnungslose und obrigkeitshörige Öffentlichkeit glaubwürdig klingen! Zweitens werden nur Studien instrumentalisiert, deren Urheber schon allein vom Namen her ein Mindestmaß an Eindruck erzeugen und deren Seriosität deswegen oft komplett außer Frage steht.

 

Da genau liegt der Hase im Pfeffer. Denn wenn es um Umweltschutz im weitesten Sinn geht, haben nach der öffentlichen Meinung immer all jene recht, die sich dafür einsetzen. Unbequeme Fakten, die das Weltbild der Weltretter in Frage stellen könnten, werden da schon mal unterdrückt. Getreu dem Motto des alten deutschen Dichters Christian Morgenstern, der um 1910 so reimte: „Und er kommt zu dem Ergebnis: Nur ein Traum war das Erlebnis. Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf“. So findet z.B. der Lungenspezialist Dr. Dieter Köhler fast kein Gehör, weil der erfahrene Mediziner bei dem Thema Stickoxide die vielen Studien nicht einfach nur bestätigt.

 

Prof. Dr. med. Köhler ist nicht irgendwer. Der Arzt war einstmals unter den deutschen Lungenexperten eine große Nummer. 5 Jahre, von 2002 bis 2007, sogar Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Seit 2013 ist der Mediziner im Ruhestand und damit unabhängig. Von daher darf Dr. Dieter Köhler auch die Studien zu Feinstaub und/oder Stickoxiden kritisieren. Findet jedoch auch kein gewolltes Gehör!

 

Bei der Debatte um Autoabgase geht es nach Dr. Dieter Köhlers Ansicht in Wahrheit gar nicht um die Gesundheit der Bevölkerung. Es gehe um Arbeitsplätze und staatliche Forschungsgelder, um Opportunismus und um Ideologie. „Meine Kollegen bestätigen mir unter der Hand, dass ich Recht habe“, sagte der Mediziner gegenüber der „dpa“. „Aber sie sagen: Das ist die falsche Botschaft“. Die Gesundheitsgefahren durch Feinstaub und Stickoxide werden bewusst aufgebauscht. Die bisherigen Studien hätten allenfalls eine minimale Erhöhung des Risikos an vielbefahrenen Straßen festgestellt. Da aber der Einfluss von Feinstaub und Stickoxid auf die menschliche Gesundheit minimal sei im Vergleich zu Faktoren wie Rauchen, Alkohol oder Sport, könne man aus diesen Werten keine guten Schlüsse ziehen, nur Trugschlüsse.

 

Es sei überdies auch gar kein Nachweis dafür erbracht worden, dass Feinstaub in höherer Dosis mehr Schäden verursache als bei niedriger Dosis. „Daran hätte man schon merken müssen, dass etwas faul ist“, so Dr. Dieter Köhler. Im Übrigen gebe es auch keine biologische Erklärung dafür, „warum der Feinstaub das alles im Körper anrichten sollte“.

 

Methodisch seien die Studien zwar in Ordnung, sie würden aber von der Wissenschaft falsch interpretiert. „Das finde ich moralisch verwerflich“, sagte der Lungenspezialist. Die Politik steht bei dieser Kritik gar nicht im Fokus, sie muss den Fachleuten glauben.

 

Ohne Zweifel ist es so, dass die Gase gesundheitsschädlich sind. Aber nur in hoher Konzentration. Was bedeutet, dass man schon stundenlang und ganz dicht am Dieselauspuff leben muss, um tatsächlich Schaden zu nehmen. Womöglich geht es bei solchen Studienergebnissen also doch primär darum, möglichst viele staatliche Zuschüsse zu bekommen und gleichzeitig auch das Wahlvolk hinter das Licht zu führen. (ampnet/TX)