Sparen auf Sportkurs.




Wo Elektrizität und Kraftstoff aufeinander treffen, sind die Japaner nicht weit. Denn Toyota hat sich in den letzten Jahrzehnten zur Hybrid-Marke entwickelt. Der reaktivierte Kompaktwagen-Klassiker Corolla fährt daher gar nicht mehr mit Diesel-Motoren, sondern mit etwas zusätzlicher Kraft aus einem 80 kW starken 650 Volt E-Motor.

 

Die Systemleistung geht mit insgesamt 180 PS dennoch nicht weit über die des 153 PS starken Vierzylinders hinaus. Laut ECE-Norm ergibt sich dabei ein theoretischer Kraftstoffverbrauch von 3,7 Litern.

 

Geschwungene Kanten, eine energische Front, dieser Corolla lässt die Ahnen in puncto Design verstummen. Die hinten weiter ausgestellten Kotflügel und das breite Heck sprechen Sportwagen-Sprache. Für einen Kompakten, der vor allem wirtschaftlich sein soll, unerwartet. Selbst der neue Golf VIII wirkt neben dem japanischen Konkurrenten wie ein Relikt einer überholten Design-Ära. Die gewollte Biederkeit der 2000er ist beim Toyota Corolla damit endgültig verflogen...

 

Allein die Raumausnutzung kann nicht mit der wuchtigen Erscheinung Schritt halten. Zwar ist der Corolla weit entfernt von „beengt“, verspricht aber von außen mehr Platz als tatsächlich vorhanden ist. Ergonomisch gibt er sich solide. Gestühl und Lenkrad lassen sich individuell verstellen, sodass sich ein bequemer Arbeitsplatz ergibt. Auf eine hochgezogene Mittelkonsole als räumliche Trennung der Sitzabteile verzichtet Toyota. Das Infotainment-System und der Wählhebel lassen sich ebenfalls sehr einfach erreichen. Positiv sticht der Komfort der Stoffsitze hervor, die auch für längere Strecken äußerst gut zu gebrauchen sind. Das geringe Geräuschniveau, auch bei hohen Geschwindigkeiten, verstärkt diesen Eindruck nachhaltig. Auf dem Sozius gibt es dafür wenig Beinfreiheit und der Kofferraum ist mit 313 bis zu 1.024 Litern eher beengt.

 

Das Armaturenbrett des durchgestylten Japaners wird durch Softtouch-Oberflächen und Ziernähte bestimmt. Damit grenzt sich der Corolla klar zur europäischen Konkurrenz ab und bricht mit seinen Traditionen. Statt nüchterner Bedienlandschaft stellt Toyota dem Fahrer ein eigenwilliges Optik-Konzept zur Schau, das auch durch die Verarbeitung begeistert. Die Bedienung ist absolut intuitiv und durch Touchscreen-Infotainment leicht gestaltet. Das Display lässt sich aufteilen, sodass die Navi-Karte z.B. mit Informationen zum Verbrauch, Hybridsystem, aktuellen Medien und anderen Punkten erweitert werden kann.

 

Der Tacho ist bei einem Hybrid schon im Stand ein wichtiges Instrument. Denn ob der Motor läuft, weiß man erst, wenn es dort steht. Der Fahrer muss also auf die Anzeige blicken, ob der EV-Modus verfügbar ist. Die Geschwindigkeit wird prominent in der Mitte digital angezählt. 180 km/h ist das Maximum, denn auch der 2.0 Hybrid wird begrenzt.

 

Aber der Toyota Corolla 2.0 Hybrid steht vielmehr für flinkes Fahren bei geringem Verbrauch. So wundert es nicht, dass der 2,0-Liter Vierzylinder selten mit vollem Getöse durch das 1-stufige Planetengetriebe ballert. Der E-Motor, der bis zu 115 km/h allein die Regie übernehmen kann, hilft dem Verbrenner wirkungsvoll auf die Sprünge. Ampelstarts unterstützt der E-Motor kräftig, sodass der Rest des Verkehrs häufig im Rückspiegel verschwindet. Vorsicht: Wer ab 50 km/h immer noch das Pedal drückt, fährt aus der attraktiven Sparzone des Hybrids. Flotte Autobahnfahrten können mit bis zu 8,0 Litern quittiert werden.

 

Wer den Hybrid fährt, wie der Hybrid gefahren werden sollte, gelangt in die Zone von 5,0 Litern im Durchschnitt. Im sanften Schubbetrieb läuft dann allein der E-Motor, Bremsen und Gaswegnahme laden den Akku. So spielt das Hybridsystem seine Stärken speziell im Innenstadtverkehr aus, wo Verbrenner richtig schlucken. Anders rum ist der Hybrid auf der Autobahn völlig machtlos gegenüber allen Diesel-Motoren.

 

Wenn es zum Fahrspaß kommt, kann der Corolla 2.0 Hybrid aber richtig punkten. Seine 1.340 bis 1.510 kg Leergewicht kaschiert der Kompakte gekonnt. Das Einlenkverhalten ist scharf und direkt, das Fahrwerk straff abgestimmt, Bodenwellen werden trotzdem souverän geschluckt. Einzig das Geräusch des Vierzylinder-Motors trübt die sportliche Stimmung, denn wenn das geräuschlose Gleiten abgelöst wird, merkt man dies. Ein Plus des Hybridsystems ist das stufenlose Planetengetriebe. Gehetztes Runterschalten bei kleinen Gasbefehlen bleibt aus. Stattdessen bemüht sich das Getriebe, die Drehzahl tief und das Drehmoment konstant zu halten. Einen „Kickdown“ bekommt der Fahrer nur, wenn gefordert. Das ist verglichen mit so manchem CVT-Getriebe ein willkommener Wechsel. Der Fahreindruck ist also entspannt kernig!

 

Ab 29.290 Euro ist der Toyota Corolla 2.0 Hybrid Comfort zu haben. Für 29.990 Euro sind die beiden höherwertigen Ausstattungen „Club“ sowie „Business Edition“ zu bekommen. Die Topausstattung „Lounge“ schlägt mit 34.490 Euro zu Buche. Hier muss nicht Schluss sein... (ampnet/TX)