Sportliches SUV aus Italien...




Alfa Romeo baut auf Giorgio. Auf dieser Plattform wollen die Italiener mit der großen Tradition nun eine ganze Reihe von Fahrzeugen aufbauen. Das erste mit der neuen und speziellen Alfa-Architektur war die Giulia, die im Markt und in den Herzen alter und neuer Alfisti einen guten Start hingelegt hat. Jetzt folgt das erste SUV in der Geschichte der Marke.

 

Die Versuchung ist groß, schon hier den Bericht über das SUV, des Alfa Romeo Stelvio, abzubrechen. Denn das Wesentliche scheint ganz rasch gesagt: Es ist ein Alfa Romeo mit den Eigenschaften, denen mancher hinterherweint und die jetzt eine Renaissance erleben sollen.

 

Das Gesicht ist unverkennbar ein Alfa Romeo. Dieser einzigartige Grill im Zusammenspiel mit den Leuchteinheiten und der Motorhaube, bei Alfa Romeo wurde schon immer Schönheit mit Dynamik gepaart. Die Seiten und das Heck verblassen dagegen eher. Aber ganz ehrlich, gibt es ein SUV, welches von der Seite und beim Heck wirklich gut wirkt?

 

Innen bekennt sich der Stelvio komplett zur Giulia. Design, schwarze Ausstattung, Bedienung sind gleich, nur eben mit größerer Kopffreiheit und einem Kofferraum von 525 Litern, der sich sogar auf gut 1.600 Liter vergrößern lässt. Auch beim Fahren stellt sich das spezielle Gefühl der Marke ein: Direkte Lenkung, spontan ansprechende Motoren, sehr wenig Wanken und 50:50 Achslastverteilung. Das passt einfach so.

 

Zum Start am 16. März hatte der Kunde nur die Wahl aus zwei Motoren: Einem 280 PS Benziner und einem 210 PS Diesel, beides Vierzylinder. Der Stelvio 2.2 Diesel in der höheren Ausstattungsvariant Super startet bei 47.500 Euro, der Stelvio 2.0 Turbo Super kostet ab 49.000 Euro. Der schafft den Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,7 Sekunden. Dazu kommen in Zukunft ein 200 PS Benziner und ein 180 PS Diesel, der später auch nur als Hecktriebler angeboten wird. Das nährt die Hoffnung, es könne auf dieser Basis einen Stelvio dann für knapp unter 40.000 Euro geben.

 

Zur Serie gehören bei beiden der elektronisch gesteuerte Allradantrieb Q4, der 8-Stufen-Wandlerautomat, die Fahrdynamikregelung Alfa DNA, die elektrisch betätigte Heckklappe, 18 Zöller, das Infotainmentsystem Alfa Connect mit 6,5-Zoll-Display, Audioanlage, sportlich geschnittene Sitze in Leder-Stoff-Kombination, ein unten abgeflachtes Lederlenkrad und feste, dafür jedoch lange Schaltpaddel in mattem Alu...

 

Ebenfalls im Umfang enthalten sind der Kollisionswarner mit autonomer Notbremsfunktion und Fußgängererkennung, Licht- und Regensensor, Parksensoren vorn und hinten sowie ein Spurhaltassistent. Letzterer soll offenbar den neuen Alfisti das Kurvenschneiden abgewöhnen. Denn es gelang uns nicht, den Brummlaut beim Queren einer Linie ohne Blinken abzuschalten. Auf längeren Strecken könnte es dann doch nerven.

 

Der Einstieg in die Giulia geschah von ganz oben unter der klassischen Topbezeichnung Quadrifoglio mit 510 PS. Später wird sicher daher auch ein Stelvio Quadrifoglio noch folgen. Dann sollte auch das SUV allein der Markentradition entsprechen. Wenig Gelände, mehr Sport!

 

Nicht nur mit seiner Länge von 4,69 Metern ordnet sich der Alfa Stelvio beim BMW X3, Audi Q5 oder Jaguar F-Pace ein. Alfa sieht den Stelvio als Wiedergeburt der Marke mitten im Premiumsegment und nähert sich deswegen den Preisen des Wettbewerbs an, wenn auch von untern. Das sollte das SUV der versammelten Fachpresse bei der Fahrvorstellung auf dem Stilfzer Joch aufzeigen werden, also dem mit gut 2.758 Metern zweithöchsten Alpenpass, der von Österreich nach Italien führt. Dort heißt dieser Pass „Strada Statale 38 dello Stelvio“, was den Namen des neuen Italieners auch in der Praxis hinreichend erklärt hätte, wenn der zu viele Neuschnee die Querung des Passes nicht verhindert hätte.

 

Immerhin wissen wir jetzt so viel: Sein Allradantrieb versetzte ihn in die Lage, die an Steigung hängengebliebenen Front- und Hecktriebler und auch wieder abwärts gerutschte Lkw zu umrunden. Ein alter Alfa wäre an solch einer Aufgabe gescheitert. Das muss man als alternder Alfsti dem neuen zugestehen: Das Drama vor der Windschutzscheibe ist aus der schön erhöhten Sitzposition, mit feinfühligerer Lenkung, dem richtigen Dreh am DNA-Schalter, dem auch im Schubbetrieb mittels Paddel sanft zurückschaltendem Automatikgetriebe, den gut dosierbaren Bremsen, der richtigen Musik aus der Harman-Kardon-Anlage und der passenden Sitzposition am fahrerorientierten Cockpit ein Wintersportvergnügen. Ja, es hat Spaß gemacht… Nur über das Maß der maximalen Quer- oder Längsbeschleunigung können wir gar nichts sagen. Da wird sich Giorgio unter besseren Bedingungen erst noch beweisen müssen. (ampnet/TX)