Tesla im Clinch mit Verbraucherschützern.




Mal eben 619 Millionen US-Dollar mit einem Automobilunternehmen in nur 3 Monaten in den Sand zu setzen, ist auch für einen Milliardär kein Scherz. Besonders dann nicht, wenn ihn ein Rattenschwanz weiterer Pläne wie Raumfahrt- und Verkehrsprojekte sowie eine Reihe weiterer Investitionsvorhaben auf absehbare Zeit noch viel Geld kosten werden.

 

Für Tesla droht 2017 das 8 Jahr in Folge mit Verlusten zu werden. Wenn dann noch hinzukommt, dass sich hochfliegende Versprechen in aller Öffentlichkeit in Rauch auflösen, kann es passieren, dass dann selbst ein dickfelliger und mit allen Wassern gewaschener Unternehmer auch einmal sehr dünnhäutig wird. So wie Elon Musk.

 

Dass der Milliardär auch deshalb äußerst empfindlich reagieren kann, wenn ihm jemand auf die Füße tritt, bewies er jetzt, als er sich mit den in den USA erscheinenden Consumer Reports anlegte. Die nichtstaatliche Institution ist die größte Verbraucherorganisation der Welt, die Waren- und Dienstleistungen aller Anbieter untersucht und vergleicht, etwa wie die Stiftung Warentest in Deutschland. Consumer Reports hatte es nun gewagt, die Verlässlichkeit des Model 3 als „durchschnittlich“ zu nennen.

 

Daraufhin verlor Elon Musk die Fassung: „Immer wieder zeigen unsere eigenen Daten auf, dass die Automobilberichterstattung von Consumer Reports durchweg ungenau und irreführend für die Verbraucher ist“. Das war umso erstaunlicher, da Tesla bis dahin die Urteile von Consumer Reports für die eigene Werbetrommel liebend gern eingesetzt hatte. So bezeichnete Consumer Reports vor 2 Jahren den Tesla Model S als das „beste jemals gebaute Auto“ und verstieg sich in der Behauptung, das Fahrzeug rangiere sogar weit oberhalb der Skala.

 

Nun sind in der Tat die Urteile von Consumer Reports keineswegs über jeden Zweifel erhaben. Den in den USA recht beliebten Pick-up Toyota Tacoma bezeichnete die Organisation als unzuverlässig, in der Praxis aber gilt dieses Fahrzeug als eines der zuverlässigsten auf US-Straßen.

 

Und beim Tesla Model 3? Grundlage, die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs als „durchschnittlich“ zu bezeichnen, waren Mutmaßungen auf Basis des Tesla Model S. „Vorausgesagte Verlässlichkeit“ nennt die Organisation dieses Verfahren. Das „Durchschnittlich“ sei Consumer Reports folgend also für das Tesla Model 3 sogar sei eher positiv!

 

Doch das ließ Elon Musk nicht gelten. Seiner Ansicht nach gehörte auf den groben Klotz von Consumer Reports auch ein grober Keil: „Ich weise darauf hin, dass Consumer Reports bisher weder ein Model 3 gefahren hat, noch im Besitz von Konstruktionsunterlagen ist“. Und weiter: „Wir haben sie mehrmals aufgefordert, das Urteil zu korrigieren, sie haben abgelehnt. Wahrscheinlich, weil sie den Namen Tesla für sich brauchen“.

 

So grob hatte der Milliardär noch nicht einmal reagiert, als Consumer Reports vor 2 Jahren die Verlässlichkeit seines Klassenprimus Models S auf „unterdurchschnittlich“ herabgestuft hatte. Doch weitere Probleme mit der Produktion beim neuen Mittelklassemodell, der Zusammenbruch vollmundiger Versprechungen in Bezug auf dessen Produktionszahlen sowie anhaltende Kursverluste an der Börse machen eben empfindlich. Statt Ende dieses Jahres sollen nun erst von Januar bis März 2018 die versprochenen 5.000 Fahrzeuge pro Woche vom Band laufen. Wenn man die 260 im III. Quartal hergestellten Exemplare des Model 3 nimmt, erscheint auch dieses revidierte Ziel komplett absurd.

 

450.000 Kunden haben bereits ein Modell 3 vorbestellt und jeweils 1.000 US-Dollar Anzahlung geleistet, gut 63.000 dagegen die Nerven verloren, ihre Bestellung storniert und ihre Einzahlung zurück erhalten. Wer bei der Stange geblieben ist, wird sich wohl noch gedulden müssen. (ampnet/TX)