Timo Bernhard: „Auf jeden Fall werden wir richtig Farbe reinbringen“.




Bereits seit Jahren prägen zwei Farben das Design im KÜS Team Bernhard. „Rot ist die Lieblingsfarbe meines Vaters, blau ist mein Favorit“, erklärt Timo Bernhard. Das Team aus dem pfälzischen Landstuhl hatte bereits 2021 den Einstieg in die neue DTM und DTM Trophy mit Porsche verkündet, nun die offizielle Vorstellung. Obwohl Timo Bernhard mittlerweile der Teamchef ist, ist ein DTM-Gaststart nicht vom Tisch.

 

Du bezeichnest den Wechsel des Teams in die DTM als das „nächste Level“. Was verbindest Du mit diesem „nächsten Level“?

 

Timo Bernhard: Wir haben das Team Schritt für Schritt aufgebaut. Mit „wir“ ist in allererster Linie meine Familie gemeint, denn unser Team ist ein Familienbetrieb, bei dem es für uns nun darum geht, alles an die nächste Generation zu übergeben. Das heißt, die Rolle als Teamchef wird sukzessive an mich übertragen, meine Schwester verantwortet das Teammanagement und hat damit die gesamte Organisation unter sich. Meine Eltern sind weiterhin wichtige Impulsgeber, liefern tolle, wertvolle Arbeit. Sie haben mit ihrer Leidenschaft für den Motorsport und ihrem vollen Einsatz den Startschuss für den Betrieb gelegt. Die DTM ist die Top-Serie in Deutschland und auch international anerkannt mit großer Historie und sehr starkem Wettbewerb. Dem wollen wir uns jetzt als Team und Familienbetrieb stellen.

 

Als Fahrer blickst Du auf eine große Karriere mit zwei Weltmeister-Titeln, zwei Siegen in  Le Mans und fünf Siegen bei den 24h Nürburgring zurück. Bei aller Verbundenheit zu Porsche, auch heute noch als einer der Markenbotschafter, gab es Momente, bei denen Du als Fahrer gerne in die DTM gewechselt wärst?

 

Timo Bernhard: Ich wäre sehr gerne mal in der DTM gestartet, gerade am Anfang meiner Karriere. Im Kartsport und später in der Formel Ford oder auch als Porsche-Junior war es auf jeden Fall ein Ziel von mir. Ich denke, die größte Chance war aber direkt nach dem Titel im Porsche Carrera Cup Deutschland. Später hätte es zwar auch noch Chancen gegeben, als ich an Audi ausgeliehen wurde und dort für deren LMP-Programm gestartet bin. Aber mich haben an dem Punkt die LMP1-„Monster“ zu sehr in den Bann gezogen und gerade die 24 Stunden von Le Mans als Event. Dann kam die Porsche-Rückkehr in die WEC, die Langstrecken-Weltmeisterschaft, und da musste ich einfach dabei sein.

 

Porsche hat eine enorme Tradition und Erfolgsgeschichte im Motorsport. In Deutschland haben die Zuffenhausener vor allem die DRM in den 70er Jahren geprägt und dominiert. Was bedeutet es für Dich als Werksfahrer, mit Porsche und Deinem eigenen Team in der DTM zu starten?

 

Timo Bernhard: In der DTM der vergangenen vier Jahrzehnte war es nicht möglich, mit einem Porsche zu starten, aber das war für mich Grundvoraussetzung. Wenn wir noch einige Jahre weiter in der Zeit zurückgehen, dann waren die Modelle 911 RS und später die 935 mit den Toppiloten wie Klaus Ludwig, Bob Wollek und Manfred Winkelhock am Start. Sie haben die DRM damals geprägt und auch die notwendige Aufmerksamkeit in die Serie gebracht. Natürlich wollen wir als Team mit unserem 911 daran anknüpfen. Auf jeden Fall ist der Porsche 911 mit seiner Form und Sound eine absolut tolle Bereicherung für die Fans und Zuschauer.

 

Welche Änderungen bei Personal und Equipment bedeutet der DTM-Einstieg?

 

Timo Bernhard: Bei dem Equipment haben wir an der einen oder anderen Stelle schon aufgerüstet. Dazu zählt vor allem das Boxenstopp-Equipment, da gerade der Boxenstopp in der DTM ein anderes Format hat. Aber ich muss sagen, dass wir in der Deutschen GT-Meisterschaft und auch bei den 24h von Spa-Francorchamps, wo wir oft gestartet sind, auf starke Konkurrenz getroffen sind. Also bei diesen Abläufen wird sich nicht viel ändern. Beim Personal legen wir sehr viel Wert auf Stabilität. Der Kern der Truppe inklusive dem Fahrer Thomas Preining ist unverändert. Das ist für mich eine absolute Stärke, da wir uns nicht nur alle schon lange kennen, sondern uns auch schätzen und die Arbeitsweisen auf einem hohen Niveau sind. Zusätzlich haben wir einen festen Performance-Ingenieur an Bord geholt, um mehr Konstanz zu haben. Für mich ist dies der allerbeste Weg, um den Schritt in eine neue Serie zu machen; die „Band“ bleibt zusammen!

 

Dein Vater Rüdiger ist wie Du selbst ein leidenschaftlicher Motorsportler, er ist auch der eigentliche Teamchef und Du der Teambesitzer. Wie sind die Rollen und Aufgaben für das DTM-Engagement verteilt?

 

Timo Bernhard: Richtig, so war unsere Aufteilung während meiner aktiven Karriere. Mittlerweile habe ich die Rolle als Teamchef übernommen. Mein Vater ist weiterhin, gerade bei der Technik, ein wichtiger Impulsgeber und mit seinem riesigen Wissen sowie seinem Erfahrungsschatz für uns ein wichtiger Bestandteil. Er kümmert sich dazu noch um die Kart-Kids, wodurch wir die nächste Generation nachhaltig fördern und heranwachsen lassen. In der operativen Gestaltung ist neben mir noch meine Schwester als Teammanagerin und als Leiterin der Organisation ein sehr wichtiger Bestandteil für unser Team. Sie ist ja mit den gleichen motorsportlichen Eindrücken aufgewachsen wie ich und ein absoluter Insider. Davor war sie schon in größeren Unternehmen in Top-Positionen tätig. Dieser Einblick von außen hilft uns natürlich. Sie macht diesen Job absolut hervorragend, und da ist auch 100 Prozent Vertrauen. Bei uns laufen die ganzen Fäden zusammen, Familie eben.

 

Du nutzt das Potential der DTM-Plattform, fährst mit einem 911 in der DTM und zwei 718 Cayman in der DTM Trophy. Was soll die Talentschmiede bewirken?

 

Timo Bernhard: Für mich war es klar, dass wir das DTM-Programm nur zusammen mit der DTM Trophy absolvieren. Gerade bei einem DTM-Porsche hilft das Trophy-Programm einfach effizient zu sein, zum Beispiel bei der festen Boxencrew. Aber ich sehe auch die Notwendigkeit, den positiven Abstrahleffekt des DTM-Programms für die Junioren zu nutzen. Daher starten wir in beiden Programmen mit dem gleichen Basis-Design. Ich kann sagen, dass wir eine sehr spannende Fahrerpaarung haben … ein großes Nachwuchstalent und einen Top-Fahrer mit Erfahrung. Auf jeden Fall werden wir richtig Farbe reinbringen.

 

Hand auf Herz: Du hast Deinen Helm ja noch nicht ganz an den Nagel gehängt. Wie sehr würde es Dich reizen, den Porsche in DTM-Konfiguration selbst mal zu fahren, vielleicht sogar bei einem Gaststart?

 

Timo Bernhard: Also, ihr könnt davon ausgehen, dass ich den Porsche in der DTM-Konfiguration auf jeden Fall mal fahren werde. Ich fahre alle unsere Fahrzeuge, um wichtige Impulse beim Setup geben zu können. Das hat nichts damit zu tun, dass ich meinen Fahrern nicht vertraue, im Gegenteil. Aber ich habe in meiner Karriere bei so vielen Rennautos mitgeholfen, diese zu entwickeln und weiterzuentwickeln, dass ich diese Erfahrung auch weiterhin nutzen will. Das kann nicht jedes Team bieten und der Umstand hat uns in der Vergangenheit schon einige Male sehr gut geholfen. Im Rennen zu starten ist natürlich nochmal eine ganz andere Story, wobei ich schon mehrfach mit konkreten Ideen angefragt wurde … der wichtigste Punkt ist, dass das DTM-Programm läuft und erfolgreich ist, das ist meine absolute Priorität. Aber wenn wir gut unterwegs sind, wer weiß …. vielleicht kommt mal eine einmalige „Guest Appearance“ doch zu Stande. Ich bin ja noch jung! (DTM/SW)