Verkannter Kompakter.




Bis auf den direkten Konkurrenten von Mazda standen die kompakten Wettbewerber von Hyundai, Kia oder Toyota 2020 allesamt besser da als der Renault Mégane. Mit zusätzlichem Plug-In-Hybrid, mehr Inklusiv-Ausstattung, neuem Infotainment und dezent überarbeiteten Front- und Heckpartien soll der kompakte Franzose wieder Anschluss finden.

 

Die deutschen Kunden bevorzugen zu etwa 70 Prozent den Benziner, weshalb für diesen Test die Variante mit 1,3-Liter Turbomotor und 140 PS ausgewählt wurde. Dieser Vierzylinder ist ein Allerwelts-Motor, seine Heimat ist ebenso im Nissan Qashqai wie in der A-Klasse von Mercedes. Zwar klingt das Aggregat im Mégane raubeinig, jedoch entwickelt diese Maschine auch 240 Nm Drehmoment schon ab 1.600 Umdrehungen. Mit einem Testverbrauch von 6,6 Litern auf 100 km wurden die Angaben des Herstellers eingehalten, welche nach WLTP-Zyklus ermittelt wurden und auf NEFZ-Wert umgerechnet sind.

 

Die überarbeitete Front glänzt mit LED-Scheinwerfern für jede Version. Auch das markante Lichtband am Heck wurde vorsichtig überarbeitet, die Schürzen modifiziert und etwas mehr Chrom-Zierrat am Kühlergrill angebracht, damit ist alles gesagt über die optischen Veränderungen. Im Cockpit fällt als erstes das Multimediasystem „Easy Link“ ins Auge, das mit seinem senkrecht stehenden Bildschirm die meisten Funktionen nicht nur des Komforts, sondern auch der Fahrmodi zusammenfasst. Das ist nicht immer leicht zu durchschauen, etwas Übung ist ratsam. Wer das rund 1.800 Euro teure Bose-Paket ordert, bekommt außer einem noch viel größeren Touchscreen und dem hochwertigen Soundsystem auch noch ein Head-Up-Display und eine Rückfahrkamera mitgeliefert.

 

Potenzielle Kunden, die bisher andere Marken fuhren und nun vielleicht mit einem Renault liebäugeln, müssen sich jedoch über zwei anhaltende Zumutungen hinwegsetzen: Der nur etwas mehr als scheckkartengroße „Schlüssel“, der mangels Öse an keinem Bund befestigt werden kann und deshalb gerne mal in dem Kleidungsstück verbleibt, das gerade an der Garderobe hängt und die Funktionseinheit für die direkte Bedienung der Unterhaltung. Diese sitzt unsichtbar am unteren Teil der Lenksäule und man muss viel Fingerspitzengefühl  beim Ertasten haben. Oder man kennt das lästige Problem bereits.

 

Der Innenraum macht einen aufgeräumten Eindruck, und ist an vielen Stellen mit sehr angenehmen Oberflächen-Materialien ausgekleidet. Hier muss der Mégane den Vergleich mit dem Wettbewerb nicht scheuen, wie auch beim Kofferraum. 402 Liter sind in dieser Klasse geräumig.

 

Beim Rangieren und Abbiegen ist die Sicht nach schräg hinten leider eingeschränkt. Helfen kann das Easy-Parking-Paket für knapp 900 Euro, das außer Sensoren rundum auch einen Querverkehrswarner bietet. Ansonsten weiß der Mégane durch seinen angenehm entspannenden Charakter, guten Federungs- und Abrollkomfort zu gefallen. Ein Niveau von 64,5 dB(A) im Mittel bei 100 km/h Tempo spricht für durchschnittlich gute Dämmung. Die Lenkung ist ausreichend präzise, die Schaltpunkt-Anzeige für das in dieser Version rein obligatorische manuelle Getriebe könnte gern etwas auffälliger sein.

 

Da der Motor schon ab 1.600 Touren sein max. Drehmoment erreicht, wird der Mégane im Antritt als druckvoll sowie kräftig wahrgenommen. Zügig geht es voran, bis man feststellen muss, dass nach oben hinaus etwas die Puste fehlt. Da aber der Verbrauch auch exponentiell steigt, je öfter man versucht, sich auf der Autobahn der Marke von 200 km/h zu nähern, bleibt man lieber in wirtschaftlicheren Tempobereichen.

 

Fazit: Äußerst kommod und unspektakulär ist man im Renault Mégane unterwegs, aber auch bequem und wirtschaftlich. Allein schon die Basis ist umfangreich und zeitgemäß. Es ist daher gar nicht nachzuvollziehen, warum das Modell zuletzt in Deutschland so verkannt wurde. Zumal das Design deutlich sozialverträglicher geworden ist als beispielsweise das der zweiten Generation. Vielleicht weist der Plug-In-Hybrid einen Weg aus der Sackgasse, denn E-Unterstützung wird im harten Wettbewerb der Kompaktklasse während der Laufzeit der staatlichen Förderung noch ein gewichtiges Argument bleiben. (ampnet/TX)