Versteckte Neuerungen.




Neu muss nicht zwingend bedeuten, bewährte Lösungen aufzugeben. Für diese Philosophie ist der „neue“ Marco Polo von Mercedes-Benz ein passendes Beispiel. Der Camper profitiert in seiner Neuauflage von der Überarbeitung der V-Klasse, die als Basis dient. Zurückhaltend fallen die äußeren Veränderungen daher an der Frontpartie sowie im Inneren auf.

 

Im aufgeräumten Innenraum strömt nun die von der Klimaanlage schön aufbereitete Luft durch Düsen im Turbinendesign (wie bei der A-Klasse) zu Fahrer und Passagieren. Insgesamt unterstreicht das Design wie bei der V-Klasse den limousinenhaften Charakter. Alle Bedienelemente sind da, wo man diese ganz intuitiv vermutet, wobei der wie ein Fremdkörper aufrechtstehende Bildschirm eine bessere Integration verdient hätte. Bei der ersten Ausfahrt gewöhnt man sich schnell an die Abmessungen und stellt bald fest, dass sich auch der Marco Polo tatsächlich wie eine große Limousine ohne viel Wanken über kurvenreiche Straßen bewegen lässt.

 

Die Neuheit befindet sich unter der Motorhaube. Dort arbeitet die jüngste Diesel-Entwicklung des Hauses. Hinter der Bezeichnung OM 654 steckt einer der saubersten Vertreter aktuell. Vor allem in der stärksten Stufe, als Marco Polo 300 d (239 PS), entwickelt der Vierzylinder beachtliche dynamische Qualitäten, die man in diesem Segment nicht unbedingt erwartet. In 8,6 Sekunden stürmt dieser Marco Polo, so die Angaben von Daimler, von Null auf 100 km/h und bei 215 km/h ist die Spitze erreicht.

 

Ob man aber mit einem Camper jeden Ampelstart gewinnen muss und das Maximaltempo auf der linken Spur braucht, ist ein anderes Thema!

 

Die Qualitäten eines Reisemobils spielen sich primär in der Gestaltung des Innenraums ab, und in diesem Bereich zeigt sich der Marco Polo von seiner für die Marke typischen gediegenen Seite. Die Sitzbank im Fond lässt sich elektrisch in eine Schlaflandschaft verwandeln, das in den Abmessungen (2,03x1,13 m) ein Doppelbett ergibt. Die Küchenzeile ist mit einem 2-flammigen Gaskocher, einer Spüle sowie einer neuen Kompressorkühlbox ausgerüstet. Dazu noch ein Klapptisch. Die beiden Frontsitze lassen sich drehen, sodass bei Bedarf auch 4 Camper an dem Tisch Platz finden. Das Aufstelldach aus glasfaserverstärktem Kunststoff lässt sich ebenfalls elektrisch ausfahren, und zahlreiche Schubladen und Ablagen fassen die für einen Campingurlaub notwendigen Utensilien. Für die Unterhaltung ist ein Soundsystem mit 9 Lautsprechern an Bord.

 

Dank seiner Höhe kommt der Marco Polo auf Parkplätze, die für andere Reisemobile wegen Absperrungen wie z.B. an der französischen Küste unerreichbar sind. Auch in Tiefgaragen lässt sich der Camper problemlos parken. Allerdings ist der Marco Polo kein ganz klassisches Reisemobil. Sanitäre Anlagen sucht man vergebens. Das ist aber auch eine seiner Stärken, denn seine Kunden sind nicht nur reisefreudige Zeitgenossen, sondern auch Freiberufler, die den Marco Polo bei Bedarf als rollendes Büro nutzen und am Wochenende zum spontanen Ausflug aufbrechen.

 

Wie die neueste V-Klasse ist auch dieser Marco Polo mit zahlreichen Sicherheitssystemen und elektronischen Helfern bestückt. Serienmäßig ist der Seitenwindassistent. Als Option lassen sich u.a. weitere Systeme wie der aktive Abstandsassistent Distronic, ein Totwinkel-Assistent und das intelligente LED-Lichtsystem dazu bestellen. Die Preise des neuen Modells sind noch nicht bekannt, werden aber, so eine Sprecherin des Konzerns bei 58.000 Euro für den Marco Polo 220 D beginnen. (ampnet/TX)