Erstmals öffentlich vorgestellt wurde der Volvo 850 GLT am 11. Juni 1991 in der Stockholmer Globe Arena. Das vorangegangene Programm namens Galaxy war damals eine der größten Entwicklungsinvestitionen in der schwedischen Industriegeschichte. Volvo hatte nie zuvor so viele technische Innovationen eingeführt wie beim 850, der entscheidend für die Zukunft dieser Marke war. Das kantige Design vermittelte zwar eine erkennbare Verwandtschaft zu den erfolgreichen Modellreihen Volvo 740 und Volvo 940, war aber vollkommen neu und dynamischer gezeichnet. Denn anders als diese traditionellen Modellreihen mit Hinterradantrieb ermöglichte das neue Modell ein in dieser Form bei der Marke noch nie erlebtes Fahrvergnügen. Davon kündete bereits zur Markteinführung der Slogan „Ein dynamisches Fahrzeug mit vier Weltneuheiten“.

Diese technischen Weltpremieren waren quer eingebaute sowie starke Fünfzylinder, die nur die Vorderräder antrieben und eine neue Deltalink-Hinterachse, bei der die dynamischen Qualitäten und der Fahrkomfort einer Einzelradaufhängung mit der Robustheit einer Starrachse direkt kombiniert wurden. Hinzu kamen der innovative Seitenaufprallschutz SIPS und die komplett automatische Sicherheitsgurthöhenverstellung ARH für die Frontpassagiere. So bezeichnete die Presse den Volvo 850 von Beginn an als „sicherstes Automobil der Welt“. Mit einer weiteren Sicherheitsentwicklung baute Volvo den Vorsprung im Jahr 1995 weiter aus: Schon ab diesem Zeitpunkt wurde der Volvo 850 als weltweit erstes Großserienfahrzeug mit Seitenairbags versehen.

Die Entwicklungsarbeiten am 850 begannen 1978. Gleich bei einem der ersten Meetings entschied sich Volvo, völlig losgelöst von den früheren Vorgaben zu denken, um auf diese Weise „nach den Sternen greifen“ zu können, woraus sich dann der Projektname Galaxy ergab. Galaxy führte zu gleich zwei neuen Volvo Modellreihen, einer schwedischen und einer niederländischen. Zunächst wurde im Programm die beiden Baureihen zugrundeliegende Technik gemeinsam entwickelt, danach trennten sich die Teams. Die niederländische Volvo Car entwickelte die 400er-Modelle zur Serienreife, während am Stammsitz dieser 850 entstand.

Als erster Typ wurde der Volvo 850 GLT mit dem 170 PS Fünfzylinder-Saugmotor vorgestellt. Schon in einer frühen Entwicklungsphase legte Volvo auch Wert auf dynamische Aspekte. Dazu gehörten Details wie die charakteristischen Ansauggeräusche eines klassischen Saugmotors und der Auspuffsound. Die Mühe lohnte sich, für den 850 gab es in den Tests viel Lob sowie etliche Medien-Auszeichnungen.

Im Februar 1993 debütierte der Kombi, dessen senkrecht abfallendes Heck für max. Ladevolumen stand. Ein in der Form einzigartiges, völlig neues Designmerkmal waren dagegen die senkrecht stehenden, riesigen Rückleuchten, die die komplette D-Säule abdeckten. Die Entscheidung für diese markanten Leuchteinheiten fiel während der Entwicklung, als Chef-Designer Jan Wilsgaard ein Kombi-Modell aufstellte, an dem zu Vergleichszwecken Leuchten unterschiedlicher Größen montiert werden konnten. Am Ende gab es viele renommierte Designpreise.

Das Motorenprogramm für den Volvo 850 wurde rasch erweitert, u.a. um Diesel-Direkteinspritzer. 1994 debütierte auf dem Genfer Autosalon der bis dato stärkste Turbo aus Skandinavien. Unter der Haube des Volvo 850 T5-R arbeitete ein 240 PS Turbo-Fünfzylinder mit Ladeluftkühlung, der ein Drehmoment von 330 Nm benannte. Zur Serie zählten spezielle Spoiler oder ein quadratisches Auspuffendrohr.

Eigentlich sollte der Volvo 850 T5-R in limitierter Sonderserie gebaut werden, aber die gelben Limousinen und Kombis waren schon innerhalb weniger Wochen ausverkauft. Deshalb folgte eine Auflage an schwarzen Fahrzeugen und schließlich eine finale Serie von dunkelgrünen Volvo 850 T5-R. Noch stärker war nur der Volvo 850 R mit 250 PS, der 1996 als Limousine und als Kombi auf den Markt kam. Den bis zu 250 km/h schnellen Fünftürer feierte die deutsche Presse in ihren Testberichten dann als einen der schnellsten Kombis der Zeit überhaupt!

1994 war auch das Jahr, in dem Volvo mit einem Eyecatcher auf die Rennstrecken zurückkehrte. Als zum Saisonauftakt der British Touring Car Championship (BTCC) im südenglischen Thruxton zwei Volvo 850 an die Startlinie rollten, trauten die Zuschauer ihren Augen nicht: Statt der erwarteten Limousinen traten die Schweden mit den weltweit ersten Renn-Tourenwagen in Kombiversion an. Eine Änderung des Reglements verhinderte aber bereits 1995 den weiteren Einsatz der ungewöhnlichen und Aufmerksamkeit erregenden Rennwagen. Volvo wechselte deshalb auf die Limousine. In dieser Saison errang der Schwede Rickard Rydell immerhin einen dritten Platz in dem Championat. (ampnet/SW)