Volvo P 120 Amazon:


Der Wagen gilt heute als Ikone zeitlos schönen Automobildesigns, und war die weltweite erste 4-türige Limousine mit serienmäßigen 3-Punkt-Sicherheitsgurten: Vor etwas mehr als 60 Jahren, am ersten September-Wochenende 1956, feierte damals der formschöne Volvo P 120 Amazon in der mittelschwedischen Stadt Örebro seine Weltpremiere.

Volvo P 120 Amazon

Gezeichnet wurden die Linien des P 120 vom damals erst 26-jährigen Jan Wilsgaard, dem späteren Leiter des Volvo-Designzentrums. Der P 120  Amazon wurde damals in einer neuartigen Pontonform mit feinen Stilelementen aus der italienischen, britischen und der amerikanischen Designkultur gestaltet. Dagegen verkörperten die massiven Türen und die hohe Gürtellinie Sicherheit, während die Front mit der V-förmigen Motorhaube dem Auto eine sportliche Note verlieh. Gesteigert wurde das attraktive Äußere der 4,45 Meter langen Limousine durch eine moderne 2-Farblackierung, die in den Modelljahren 1957 bis 1959 serienmäßig war. Angeboten wurden Kombinationen aus schwarz, mitternachtsblau oder rubinrot lackierten Karosserien mit hellgrauem Dach oder aber eine hellgraue Karosserie mit schwarzem Dach. Ab 1959 wurden alternativ einfarbig lackierte Volvo P 120 Amazon angeboten.

 

1959 zogen serienmäßig 3-Punkt-Gurte vorne und Befestigungspunkte für Fond-Sicherheitsgurte in die Baureihe ein. Weitere Merkmale waren das gepolsterte Armaturenbrett und die Kreisbremsanlage. Alle Bauteile wurden zum Rostschutz im Warmbad verzinkt, eine 1959 revolutionäre Maßnahme, die auch dazu beitrug, dass der Volvo P120 Amazon eine mehr als nur überdurchschnittliche Lebenserwartung hatte.

 

Mit der Namensgebung für die Mittelklasse erinnerten die Schweden an die Amazonen, die Kriegerinnen der griechischen Mythologie, die mit Pfeil und Bogen kämpften. Allerdings hatte der deutsche Motorradbauer Kreidler zu dieser Zeit bereits die Namensrechte für sein neues Moped Amazone in den wichtigen Märkten schützen lassen.

 

Volvo erreichte eine Vereinbarung, nach der die schwedischen Modelle in Skandinavien als Volvo Amazon vermarktet werden durften. In allen anderen Ländern dagegen nannte sich der Standardtyp nur Volvo 121 und die sportliche Version Volvo 122. Die 1961 eingeführten Kombis wurden entsprechend Volvo 221 und Volvo 222 genannt.

 

Schon 1958 erweiterte Volvo das Typenangebot. Perfekt zum deutschen Vertriebsstart der schwedischen Marke debütierte der gut 83 PS starke Volvo P 120 Amazon Sport. Es ging aber noch mehr: Mit bis zu 128 PS starken werksseitigen Sportmotoren zählte der Amazon über viele Jahre in einigen Tourenwagen- und Rallyemeisterschaften zu den Favoriten. Werksfahrer Carl-Magnus Skogh beispielsweise gewann 1965 mit einem Volvo 122S die Akropolis Rallye in Griechenland.

 

Ab Ende 1961 gab es den P 120 auch als 2-türige Limousine, die zum Modelljahr 1967 die Basis lieferte für den Volvo 123 GT Amazon mit 103 PS starkem Motor und elektrisch betätigtem Overdrive-Getriebe aus dem legendären Sportcoupé Volvo 1800 S. Zu erkennen gab sich der GT vor allem an zusätzlichen Jod-Scheinwerfern mit Weit-, Nebelstrahler und innovativem Kurvenlicht. Dazu noch ein Drehzahlmesser.

 

1962 führte Volvo dann die Kombiversion P 220 mit horizontal geteilter Hecktür ein, so wie sie sonst bei US-Kombis beliebt war. Für viele Fans ist dieser Wagen bis heute einer der schönsten Kombis seiner Zeit, denn seine Formensprache wurde adäquat fortgesetzt.

 

Der Genfer Autokatalog von 1963 präsentierte ein Volvo 122 S Amazon Cabriolet, entwickelt vom belgischen Karossier Jacques Coune. Und im Januar 1963 hatte dieses vielbeachtete Cabriolet auf dem Brüsseler Salon seine Weltpremiere. Obwohl der Autokatalog den Eindruck eines Serien-Cabriolets vermittelte, war Volvo in diesem Fall in keiner Weise beteiligt. Jacques Coune baute nur wenige der Cabriolets.

 

Insgesamt wurden von 1956 bis 1970 ganz genau 667.791 Volvo P 120 produziert. Es war das allererste Modell, mit dem Volvo auch auf dem Weltmarkt erfolgreich Fuß fasste. So wurden rund 60 Prozent im Export abgesetzt. Es war auch der erste Volvo, der dann außerhalb Schwedens produziert wurde. Zunächst wurde im Jahr 1963 im kanadischen Halifax ein Werk eröffnet, das den nordamerikanischen Markt belieferte. Die dort gebauten Fahrzeuge trugen die Modellbezeichnung Volvo Canadian. Auch Robert Redford fuhr in dem Kinofilm „Die Unbestechlichen“, über die damalige Watergate-Affäre, einen Amazon... (ampnet/SW)