Vom alten Markenzeichen in die Zukunft.




Vor 90 Jahren legte der „Blitz“-Leichtlastwagen den Grundstein für eine lange Reihe an Nutzfahrzeugen. Zugleich wurde aus dem Modellnamen das Markenzeichen. Die Ursprünge des Nutzfahrzeugbaus reichen sogar bei Opel bis ins Jahr 1899 zurück. Damals entstanden auf der Basis des Patentmotorwagens „System Lutzmann“ erste Liefer- und Gepäckwagen.

 

1907 wird der erste vollwertige Lkw ins Programm genommen. Der 3/4 Tonner hat serienmäßig Luftreifen sowie Kardanantrieb und ist mit Zwei- oder Vierzylindermotor lieferbar. Mit dem I. Weltkrieg halten vom Militär vorgegebene Normen für den Bau von „Regel-Lastwagen“ bis 4 Tonnen Einzug. Die robusten Opel „Regel-Lastwagen“ werden bis in die frühen 1920iger verkauft. Ab 1923 entsteht eine neue Nutzfahrzeug-Palette aus kleineren Leichtlastwagen mit einer Zuladung von bis zu 2 Tonnen.

 

Für das Modelljahr 1931 steht die nächste Generation von modernen Nutzfahrzeugen parat. Die Ingenieure haben in den wirtschaftlich harten Zeiten mit dem „Schnelllastwagen“ ganze Arbeit geleistet. Zum Verkauf soll die Opel-Reklameabteilung einen prägnanten Begriff finden, auf der einen Seite deutsch, auf der anderen Seite „in jeder modernen Sprache ausgesprochen“ werden kann. Und nur 5 Buchstaben soll dieser haben!

 

Die Werber wählen einen unüblichen, aber öffentlichkeitswirksamen Weg zur Namensfindung: Der neue Name wird gesucht, deutschlandweit per Preisausschreiben. „Ein Opel ist zu gewinnen! Wir suchen einen Namen, den wir in der ganzen Welt berühmt machen wollen! Der neue Lkw soll seinen Siegeszug durch Deutschland und über Deutschlands Grenzen hinaus unter einem Namen antreten, der ihn als deutsches Fabrikat kennzeichnet und gleichzeitig Ausdruck seiner überlegenen Qualität ist“, ruft Wilhelm von Opel in ganzseitigen Zeitungsannoncen auf. Gewinn: Eine 4/20 PS-Limousine. Einsendeschluss ist der 6. Oktober 1930.

 

Auf der Opel-Händlertagung am 24. November 1930 kann Verkaufsleiter Andersen im Frankfurter „Ufa-Palast“ feierlich die Entscheidung erklären: Aus rund 1,5 Millionen Einsendungen fällt die Wahl auf „Blitz“. Ein Wort, das bereits ab 1889 für Fahrräder aus den Opel-Werken Verwendung gefunden hatte und nun zum Synonym für den Nutzfahrzeugbau wurde.

 

Das Versprechen, ein wahrer „Schnelllastwagen“ zu sein, lösen ein 2,6-Liter Vierzylinder und ein 3,6-Liter „Marquette“-Sechszylinder ein. In den folgenden Jahren wird das Angebot ständig verfeinert. Der Erfolg der Blitz-Lkw ist so überwältigend, dass das Unternehmen 5 Jahre nach dem Debüt sogar eigens ein Werk für die Nutzfahrzeug-Produktion baut.

 

Da am Stammsitz in Rüsselsheim bald alle Kapazitäten ausgelastet sind, expandiert Opel in Brandenburg an der Havel. Am 7. April 1935 erfolgt der erste Spatenstich für die knapp 850.000 m² große Fertigungsstätte in modernster Industrie-Architektur, allein für Lkw-Bau konzipiert. Als erstes Opel-Werk ist es auf 100-prozentige Fließbandproduktion ausgerichtet.

 

1945, rund 10 Jahre nach der Einweihung des neuen Werks, kommt die Blitz-Fertigung in Brandenburg zum Erliegen. Die Bausubstanz ist nach vielen Luftangriffen ganz zerstört, die verbliebenen Produktionsanlagen werden demontiert und gehen als Reparationsleistungen in die damalige Sowjetunion. Ebenso ergeht es auch den Kadett-Linien in Rüsselsheim. Während der Kadett anschließend aber als „Moskwitsch“ in Moskau vom Band läuft, werden die Blitz-Anlagen dort jedoch nie wieder montiert.

 

Der erste Nachkriegs-Opel ist ein Blitz. Am 15. Juli 1946 fand im Werk in Rüsselsheim in einer schlichten Feierstunde wieder der serielle Ablauf eines Opel Blitz 1,5 t Sechszylinder 2,5 Ltr. Schnelllastwagens statt. Als Symbol für den Wiederanlauf schneidet der General der 3. US-Armee, Geoffrey Keyes, feierlich ein gelbes Band durch. 6.600 D-Mark kostet dieser von einem Wiesbadener Unternehmer bestellte Pritschenwagen.

 

Am 10. Januar 1975 endet die Produktion in Deutschland: Nach 417.211 in Rüsselsheim und Brandenburg gefertigten Blitz-Lastwagen wird jene Baureihe eingestellt, deren Bezeichnung zum Markenzeichen wurde. Der Name ist aber weiterhin präsent: Im März 1973 hatte sich ein pfiffiger Kleintransporter zum Nutzfahrzeugprogramm gesellt, der Opel Bedford Blitz. Opel konzentrierte sich in den 1970igern verstärkt auf das Pkw-Programm und verlagert die Produktion von Nutzfahrzeugen ins britische Werk Luton. Der mit dem sparsamen Opel Rekord-Diesel und Vauxhall-Benziner lieferbare Opel Bedford Blitz überzeugt mittels Konzept: Motor vorn, vor dem Fahrer, Antrieb unter der Last, Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern vorn, Pkw-artiges Fahrverhalten. Das kleine Modell mit selbsttragender Karosserie wird für seine durchgehende Ladefläche, für die großen Türen und das moderne freistehende Armaturenbrett gelobt. Als Basis für Wohnmobile ist der Opel Bedford Blitz besonders beliebt und erreicht Marktanteile von über 20 Prozent. Darüber hinaus werden auch schwere Bedford-Lkw mit zulässigen Gesamtgewichten von bis zu 10,2 t in der Zeit unter dem Namen Blitz ins Programm genommen.

 

Der Bedford Blitz-Transporter ist von 1980 bis 1987 alleiniges Rückgrat des Opel-Nutzfahrzeugprogramms. Der Name „Blitz“ verschwindet damit.

 

Das Vermächtnis lebt in jedem Opel weiter; im weltberühmten Logo!

 

Nach einer 10-jährigen Pause startet Opel 1997 mit dem Arena einen erfolgreichen Neubeginn in der Transporter-Produktion. Heute stehen die Modelle Combo Cargo, Vivaro und Movano in der großen Tradition des Opel Blitz. Mit dem vollelektrischen Vivaro-e hat Opel erst vor kürzerem sein Angebot an effizienten leichten Nutzfahrzeugen erweitert. Schon im kommenden Jahr wird Opel mit dem Combo-e und einer E-Version des Movano das komplette Portfolio an leichten Nutzfahrzeugen auch als elektrische Varianten anbieten. Bis 2024 werden alle Opel-Baureihen elektrifiziert sein. So bekommt der Blitz nach 90 Jahren zusätzlichen Tiefgang. Früher stand der Name nur für blitzschnell, heute auch für die Hochspannung unter der Motorhaube und damit für die Zukunft der E-Mobilität, auch in der Logistik bis zu den großen Lastkraftwagen. (ampnet/TX)