Wie Dr. Jekyll & Mr. Hyde.




Was für Volkswagen der Golf GTI, ist für Ford der Focus ST... Schon seit 2002 bietet der Kölner Kraftwagen nicht nur dem Wolfsburger Platzhirsch die Stirn. Die Neuauflage, die ab sofort zu Preisen ab 31.900 Euro beim Händler steht, muss inzwischen viele Gegner wie z.B. Peugeot 308 GTI, Hyundai i30N oder Renault Megane RS in die Schranken weisen.

 

Nicht nur haben die Ingenieure die Leistungen von Benziner und Diesel aufgepumpt; auch Fahrwerk und Lenkung erreichen einen ungekannten und beindruckenden Spagat zwischen Familie und Fahrspaß, Komfort und Kurvenhatz, Langlauf und Leistung.

 

Zu sehen ist davon zunächst mal nicht viel. Allein der modifizierte Grill, der groß dimensionierte Dachspoiler oder die doppelten Endrohre geben Hinweise auf das sportliche Potenzial des Focus ST. Am einfachsten zu erkennen ist der Ausnahme-Athlet noch an den beiden Lackierungen „Performance Blau“ oder „Tropical Orange“, die allein den ST-Modellen vorbehalten sind. Anders schon der Blick in den Innenraum. Klassische „Sportabzeichen“ wie Instrumente für Lade- und Öldruck, Alu-Pedalerie, Lederlenkrad und Chromschmuck am Schalthebel deuten noch an, die auffälligen und passgenau konturierten Recaro-Sportsitze lassen keinen Zweifel, was so passiert, wenn man hier den Start-Button drückt.

 

Mit einem Röhren erwacht die jüngste Generation dieses 2,3-Liter Eco-Boost-Turbobenziners, der 280 PS aus seinen vier Brennräumen kitzelt, 30 PS mehr als bisher. Die kommen zwar erst bei 5.500 Umdrehungen vollständig zur Geltung. Doch schon mit dem ersten Tritt aufs Pedal zerrt der Focus ST kräftig an den Zügeln. Kaum weniger spontan die 420 Nm, mit denen der Wagen ab 3.000 Touren den Insassen direkt ins Kreuz tritt. Der Standardsprint auf Tempo 100 gelingt in gut 5,7 Sekunden, im Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h hängt der Wagen nun sogar den viel potenteren Focus RS mit 350 PS ab...

 

Dazu passt dann auch der Diesel, der mit mattem Sound auch akustisch eher die Rolle des Reisenden statt Rasenden spielt. Die Leistung wurde auf 190 PS angehoben. Mit 400 Nm Drehmoment bietet der Kölner damit zwar in allen Situationen Druck und Durchzug, doch mehr noch als das sportliche, genießt man mit diesem Turbo untertouriges Fahren.

 

Nun ist es das eine, mehr Leistung unter die Haube zu packen. Etwas völlig anderes dagegen, die gewonnene Kraft kontrolliert auf die Straße zu bringen. Doch hier zeigen Fords Fahrwerkspezialisten einmal mehr ihre ganze Kunst. Eine neue Abstimmung der Achsschenkel hier, ein tieferer Schwerpunkt und straffer abgestimmte Stoßdämpfer dort, dazu eine kürzer übersetzte elektromechanische Lenkung sowie dazu einem serienmäßigen radselektiven Bremseingriff, und schon folgt der Wagen auch in schnellen und engen Kurven präzise und sicher dem einmal vom Fahrer direkt eingeschlagenen Kurs.

 

Passend dazu wechselt das manuelle 6-Gang-Getriebe mit kürzeren Schaltwegen als in den anderen Versionen derart exakt und knackig die Gänge, dass man weder Schaltpaddels am Lenkrad noch eine Automatik vermisst. Sind noch das elektronisch geregelte eLSD-Differenzialsperre sowie die elektronische Dämpfer-Regelung CCD eingebaut, verhält sich das Auto „wie Dr. Jekyll & Mr. Hyde, mit unterschiedlichen Gesichtern“, so der PR-Text. Dafür genügt ein Druck auf die Fahrmodus-Taste „S“ oder „Racetrack“, die griffgünstig aus der Mittelkonsole in das Lenkrad gewandert ist, und der Focus ST zeigt, wie souverän und messerscharf kurvige Landstraßen oder bergige Serpentinen zu fahren sind.

 

Bei den Preisen haben die Antriebsarten die Ränge getauscht. War der Diesel bislang immer teurer als der Benziner, ist der Selbstzünder nun jeweils 1.000 Euro günstiger zu haben. Im 5-türigen Schrägheck geht es ab 31.900 Euro los, als Focus ST Turnier ab 33.100 Euro. Entsprechend rollen die Benziner dann für 32.900 Euro und 34.100 Euro vom Hof. Der Kombi-Aufschlag: 1.200 Euro (immer). (ampnet/TX)