Zündende Idee im Dreier.




Mainstream war für Mazda-Ingenieure eigentlich noch nie eine wirklich verlockende Perspektive. Wenn jetzt der Mazda 3 mit dem innovativen Motor Skyactiv-X in den Markt startet, wird dieses Denken wieder ganz deutlich. Und fast nebenbei kommt es auch noch zur Wiederbelebung eines bewährten Marketing-Prinzips.

 

Den Herausforderungen ständig strenger werdender Abgas-Vorschriften begegnet Mazda auf eigenwillige Weise. Die neuen Modelle mit Benziner kommen ohne Turbolader aus, die Diesel ohne SCR-Katalysator. Jetzt erhält der neue Mazda 3 eine dritte Antriebsvariante, die eine sinnvolle Symbiose aus den beiden Verbrenner-Welten verspricht: Das SPCCI-Triebwerk (Spark Controlled Compression Ignition). Die Rede ist von der funkengesteuerten Kompressionszündung.

 

Der Vierzylinder läuft mit einem höheren Luftanteil im Kraftstoffgemisch und mit erhöhter Verdichtung. Das Kompressionsverhältnis: 16,3:1. Mehr Diesel als Benziner, trotzdem ist es ein Benziner. Wegen des „mageren“ Gemisches ist die Selbstentzündung unter Druck nicht garantiert, daher hilft bei Bedarf eine Zündkerze nach. 20 Prozent weniger Spritverbrauch versprechen sich die Entwickler davon.

 

Dass solch ein Wert kein Wunschtraum bleibt, daran hat letztlich auch das 24 Volt Mild-Hybrid-System seinen Anteil. Da bei diesem Hybrid ein Teil des Drehmoments, das normalerweise der Verbrenner abgibt, durch den riemengetriebenen Starter-Generator (ISG) übernommen wird, ist die gleiche Beschleunigung bei weniger Kraftstoffverbrauch möglich. Beim Hochschalten passt das System zudem die Drehzahl automatisch an. Zum Anlassen wird der ISG verwendet.

 

Im Test zeigt sich, dass die Wohltaten eines 180 PS Motors nur dann zu genießen sind, wenn man das Aggregat beharrlich unter Zug hält. Die Spitzenwerte von Leistung und Durchzugskraft werden erst bei 6.000 bzw. 3.000 U/min erreicht. Hochtouriges Fahren widerspricht aber dem Ziel des neuen Antriebs, sparsam sowie mit geringen Emissionen eine sehr komfortable Fortbewegung zu garantieren. Insofern kann auch die originelle Motorbauweise einen grundsätzlichen Konflikt nicht auflösen: Entweder man ist temperamentvoll oder verbrauchsarm unterwegs. Es gelang immerhin, die Testfahrt mit einem Schnitt von 6,5 l zu beenden, was nah am Prüfstands-Verbrauch lag.

 

Ein steter Quell der Freude bei Fahrer oder Fahrerin sind die griffige und präzise Lenkung, das knackige Handschaltgetriebe mit kurzen Wegen und das straff abgestimmte Fahrwerk. Bei Fahrbahnen mit eklatantem Reparaturstau kann es mitunter zu akustischen Rückmeldungen von der Hinterachse kommen. Erstmals beim Mazda 3 ist auch ein Allradantrieb verfügbar, der nur mit dem Skyactiv-X kombiniert erhältlich ist. Der damit verbundene Dynamik- und Sicherheits-Gewinn ist auf sauberer, komplett trockener Fahrbahn nicht unbedingt gleich auf Anhieb zu spüren; doch der nächste Winter kommt ja bestimmt.

 

Der Mazda 3 geht mit einem expressiven Design an den Start. Der tiefe Grill macht die Front aggressiv, die schmalen hinteren Seitenfenster, die zum wuchtigen Heck führen, rufen nicht nur Begeisterung hervor. Die C-Säule ist dadurch ungewöhnlich breit geraten, was den Sicherheitsblick auf nahende Radfahrer beim Rechtsabbiegen erschwert. Ein Blick aus der Heckscheibe ist entbehrlich, denn die Sicht ist dürftig. Besser, man stellt sich rechtzeitig auf die Orientierung per Rückfahrkamera und beider Außenspiegel ein. Doch insgesamt herrscht eine harmonische Balance zwischen außen und innen, die behutsame Komposition von Funktions- und Schmuckelementen fügt sich zu einem harmonischen Ganzen. Eine geheimnisvolle Kraft der Lichtbrechung geht von den flach gestreckten und lackierten Flächen auch aus.

 

Solide Fahrzeugtechnik und Sonderausstattungen ohne Zusatzkosten waren es einst, die den Erfolg von japanischen Autos auf dem deutschen Markt begründeten. Zu solchen Tugenden will Mazda offenbar langfristig zurückkehren, wenn gleichzeitig mit dem Skyactiv-X auch die „Fastback“ genannte Viertürer-Version ihre deutsche Marktpremiere erlebt. Mazda hofft, dass um die 10 Prozent der Kunden auf die Limousine abfahren werden. „Fastback“ und „Hatchback“ sind Kompaktautos, die man nicht ohne Navi-System, ohne Head-up-Display, LED-Scheinwerfer, Sound- und Klimaanlage, ohne radargestützte Temporegelung, Spurwechsel-Assistent, Ausparkhilfe, apple Car Play und Android Auto bestellen kann. Wo hat man das heute schon gesehen?

 

Nicht nur die Kunden profitieren von dieser Politik, sondern auch Mazda selbst. In der Produktion wird die Komplexität der Fertigungen drastisch reduziert. Statt individuell und ständig wechselnd Fahrzeuge mit dieser und jener Option auszurüsten, bekommen viele Autos viele Optionen ab Werk, was letztlich die Kosten für den Hersteller senkt. Eine klassische Win-Win-Situation! Für den klassischen Fünftürer mit Frontantrieb und innovativen Kompressions-Ottomotor verlangt Mazda mindestens 26.790 Euro, Limousinen-Freunde erhalten den Mazda 3 Skyactiv-X Fastback für 500 Euro mehr (27.290 Euro). (ampnet/TX)